Diabetes mellitus Typ 1

Verbesserung der glykämischen Kontrolle durch kontinuierliches Glucose-Monitoring


Veröffentlicht am: 28.11.2019

Dr. Sabine Fischer, Stuttgart

Kontinuierliches Glucose-Monitoring (CGM) verbessert die glykämische Kontrolle im Vergleich zur konventionellen Behandlung. In zwei multizentrischen Studien (DIAMOND und GOLD) konnte gezeigt werden, dass bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern niedrigere HbA1c-Werte durch CGM erreicht werden. Zudem wurden geringere Zeiten mit Hypoglykämien sowie eine hohe Patientenzufriedenheit nachgewiesen.

Eine gute glykämische Kontrolle ist unausweichlich, um Diabetes-bedingten Komplikationen vorzubeugen beziehungsweise diese zu reduzieren. Diese wird heute durch mehrmals tägliche Insulininjektionen oder kontinuierliche Insulinzufuhr über eine Insulinpumpe erreicht. In den vergangenen Jahren wurde durch CGM eine Möglichkeit zur optimalen Insulindosierung gewonnen. Dabei erhält der Patient einen Sensor, der den Glucosespiegel der Interstitialflüssigkeit alle fünf Minuten misst und ein Alarmsignal bei Hypo- und Hyperglykämien abgibt. Somit kann ein kontinuierliches Feedback von Glucosewerten erhalten werden. Obwohl die Mehrheit der Erwachsenen Typ-1-Diabetiker in den USA und Europa mit mehrmals täglichen Insulininjektionen behandelt wird, wurden bisherige Studien zu CGM mit Benutzern von Insulinpumpen durchgeführt.

DIAMOND-Studie

Die randomisierte, multizentrische DIAMOND-Studie (Tab. 1) umfasste 158 erwachsene Typ-1-Diabetiker, die mit mehreren täglichen Insulininjektionen behandelt wurden [1]. Eine Erkrankung seit mindestens einem Jahr sowie ein HbA1c zwischen 7,5% und 10% waren Voraussetzungen für die Aufnahme in die Studie.

Tab. 1. Studiendesign von DIAMOND [nach 1]

Erkrankung

Diabetes mellitus Typ 1

Studienziel

Wirksamkeit von CGM bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1, die mit Insulininjektionen behandelt werden

Studientyp

Interventionsstudie

Studiendesign

Randomisiert, multizentrisch

Eingeschlossene Patienten

158 Erwachsene mit mehreren Insulininjektionen täglich sowie einem HbA1c zwischen 7,5% und 10%

Intervention

Randomiserte Zuordnung 2:1 zu CGM oder konventioneller Behandlung

Primäre Endpunkte

Unterschiede in der Veränderung des HbA1c

Sekundäre Endpunkte

u.a. Hypoglykämie-Dauer

Sponsor

DexCom Inc., San Diego

Studienregisternummer

NCT02282397 (ClinicalTrials.gov)

CGM: kontinuierliches Glucose-Monitoring

Primärer Endpunkt war die Veränderung des HbA1c nach 12 bzw. 24 Wochen im Vergleich zur Kontrollgruppe (konventionelle Behandlung). Sekundärer Endpunkt war unter anderem die Hypoglykämie-Dauer pro Tag (Blutglucose <70 mg/dl).

Kontinuierliches Glucose-Monitoring senkt den HbA1c

In der CGM-Gruppe betrug die mittlere HbA1c-Reduktion von der Basislinie 1,1 Prozentpunkte nach 12 Wochen und 1,0 Prozentpunkte nach 24 Wochen. In der Kontrollgruppe hingegen lag die Reduktion nur bei 0,5 bzw. 0,4 Prozentpunkten (repeated-measures model p<0,001). Dies bedeutet einen Unterschied in der HbA1c-Veränderung von –0,6% zwischen beiden Gruppen (95%-Konfidenzintervall [KI] –0,8% bis –0,3%; p<0,001).

Die mittlere Dauer von Hypoglykämien (<70 mg/dl) betrug 43 min/Tag (Interquartilsabstand [IQR] 27–69) in der CGM-Gruppe; dagegen 80 min/Tag (IQR 36–111) in der Kontrollgruppe (p=0,002).

GOLD-Studie

Die randomisierte, multizentrische Cross-over-Studie GOLD (Tab. 2) schloss 161 Typ-1-Diabetiker mit einem HbA1c von mindestens 7,5% ein, die mehrmals am Tag mit Insulininjektionen behandelt wurden [2]. Die Studiendauer betrug jeweils 26 Wochen für CGM bzw. konventionelle Behandlung; dazwischen lag eine 17-wöchige Auswaschphase.

Primärer Endpunkt war der Unterschied des HbA1c zwischen Woche 26 und 69. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem der mittlere Glucosespiegel und die Patientenzufriedenheit.

Tab. 2. Studiendesign von GOLD [nach 2]

Erkrankung

Diabetes mellitus Typ 1

Studienziel

Wirksamkeit von CGM bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1, die mit Insulininjektionen behandelt werden

Studientyp

Interventionsstudie

Studiendesign

Randomisiert, multizentrisch, Cross-over

Eingeschlossene Patienten

161 Erwachsene mit mehreren Insulininjektionen täglich sowie einem HbA1c von mindestens 7,5%

Intervention

Randomisierte Zuordnung zu CGM oder konventioneller Behandlung; Cross-over nach Washout

Primäre Endpunkte

Unterschiede des HbA1c zwischen beiden Therapien

Sekundäre Endpunkte

Mittlerer Glucosespiegel, Patientenzufriedenheit

Sponsor

NU Hospital Group, Schweden

Studienregisternummer

NCT02092051 (ClinicalTrials.gov)

CGM: kontinuierliches Glucose-Monitoring

HbA1c unter CGM geringer als unter konventioneller Behandlung

Während der CGM-Phase lag der mittlere HbA1c bei 7,92%, unter konventioneller Behandlung bei 8,35% (mittlere Differenz –0,43%; 95%-KI –0,57% bis –0,29%; p<0,001). Der mittlere Glucosespiegel betrug 187 mg/dl (95%-KI 182–192) während CGM und 194 mg/dl (95%-KI 188–199) unter konventioneller Behandlung.

Die Patientenzufriedenheit – ausgedrückt mittels DTSQ (the diabetes treatment satisfaction questionnaire; Skala 0–36) – war unter CGM höher (30,21 vs. 26,62; p<0,001).

Fazit

Bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern, die mit mehreren Insulininjektionen pro Tag behandelt werden, führt der Einsatz von CGM zu niedrigeren HbA1c-Spiegeln im Vergleich zu konventioneller Behandlung. Weitere Studien sind nötig, um die klinische Wirksamkeit beurteilen sowie Aussagen zu Nebenwirkungen und zur Anwendung bei Kindern treffen zu können.

Literatur

1. Beck RW, et al. Effect of continuous glucose monitoring on glycemic control in adults with type 1diabetes using insulin injections. JAMA 2017;317:371–8.

2. Lind M, et al. Continous glucose monitoring vs convential therapy for glycemic control in adults with type 1 diabetes treated with multiple daily insulin injections. JAMA 2017;317:379–87.

Arzneimitteltherapie 2017; 35(05)