Dr. Sabine Fischer, Stuttgart
Eine gute glykämische Kontrolle ist unausweichlich, um Diabetes-bedingten Komplikationen vorzubeugen beziehungsweise diese zu reduzieren. Diese wird heute durch mehrmals tägliche Insulininjektionen oder kontinuierliche Insulinzufuhr über eine Insulinpumpe erreicht. In den vergangenen Jahren wurde durch CGM eine Möglichkeit zur optimalen Insulindosierung gewonnen. Dabei erhält der Patient einen Sensor, der den Glucosespiegel der Interstitialflüssigkeit alle fünf Minuten misst und ein Alarmsignal bei Hypo- und Hyperglykämien abgibt. Somit kann ein kontinuierliches Feedback von Glucosewerten erhalten werden. Obwohl die Mehrheit der Erwachsenen Typ-1-Diabetiker in den USA und Europa mit mehrmals täglichen Insulininjektionen behandelt wird, wurden bisherige Studien zu CGM mit Benutzern von Insulinpumpen durchgeführt.
DIAMOND-Studie
Die randomisierte, multizentrische DIAMOND-Studie (Tab. 1) umfasste 158 erwachsene Typ-1-Diabetiker, die mit mehreren täglichen Insulininjektionen behandelt wurden [1]. Eine Erkrankung seit mindestens einem Jahr sowie ein HbA1c zwischen 7,5% und 10% waren Voraussetzungen für die Aufnahme in die Studie.
Tab. 1. Studiendesign von DIAMOND [nach 1]
Erkrankung |
Diabetes mellitus Typ 1 |
Studienziel |
Wirksamkeit von CGM bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1, die mit Insulininjektionen behandelt werden |
Studientyp |
Interventionsstudie |
Studiendesign |
Randomisiert, multizentrisch |
Eingeschlossene Patienten |
158 Erwachsene mit mehreren Insulininjektionen täglich sowie einem HbA1c zwischen 7,5% und 10% |
Intervention |
Randomiserte Zuordnung 2:1 zu CGM oder konventioneller Behandlung |
Primäre Endpunkte |
Unterschiede in der Veränderung des HbA1c |
Sekundäre Endpunkte |
u.a. Hypoglykämie-Dauer |
Sponsor |
DexCom Inc., San Diego |
Studienregisternummer |
NCT02282397 (ClinicalTrials.gov) |
CGM: kontinuierliches Glucose-Monitoring
Primärer Endpunkt war die Veränderung des HbA1c nach 12 bzw. 24 Wochen im Vergleich zur Kontrollgruppe (konventionelle Behandlung). Sekundärer Endpunkt war unter anderem die Hypoglykämie-Dauer pro Tag (Blutglucose <70 mg/dl).
Kontinuierliches Glucose-Monitoring senkt den HbA1c
In der CGM-Gruppe betrug die mittlere HbA1c-Reduktion von der Basislinie 1,1 Prozentpunkte nach 12 Wochen und 1,0 Prozentpunkte nach 24 Wochen. In der Kontrollgruppe hingegen lag die Reduktion nur bei 0,5 bzw. 0,4 Prozentpunkten (repeated-measures model p<0,001). Dies bedeutet einen Unterschied in der HbA1c-Veränderung von –0,6% zwischen beiden Gruppen (95%-Konfidenzintervall [KI] –0,8% bis –0,3%; p<0,001).
Die mittlere Dauer von Hypoglykämien (<70 mg/dl) betrug 43 min/Tag (Interquartilsabstand [IQR] 27–69) in der CGM-Gruppe; dagegen 80 min/Tag (IQR 36–111) in der Kontrollgruppe (p=0,002).
GOLD-Studie
Die randomisierte, multizentrische Cross-over-Studie GOLD (Tab. 2) schloss 161 Typ-1-Diabetiker mit einem HbA1c von mindestens 7,5% ein, die mehrmals am Tag mit Insulininjektionen behandelt wurden [2]. Die Studiendauer betrug jeweils 26 Wochen für CGM bzw. konventionelle Behandlung; dazwischen lag eine 17-wöchige Auswaschphase.
Primärer Endpunkt war der Unterschied des HbA1c zwischen Woche 26 und 69. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem der mittlere Glucosespiegel und die Patientenzufriedenheit.
Tab. 2. Studiendesign von GOLD [nach 2]
Erkrankung |
Diabetes mellitus Typ 1 |
Studienziel |
Wirksamkeit von CGM bei Erwachsenen mit Diabetes mellitus Typ 1, die mit Insulininjektionen behandelt werden |
Studientyp |
Interventionsstudie |
Studiendesign |
Randomisiert, multizentrisch, Cross-over |
Eingeschlossene Patienten |
161 Erwachsene mit mehreren Insulininjektionen täglich sowie einem HbA1c von mindestens 7,5% |
Intervention |
Randomisierte Zuordnung zu CGM oder konventioneller Behandlung; Cross-over nach Washout |
Primäre Endpunkte |
Unterschiede des HbA1c zwischen beiden Therapien |
Sekundäre Endpunkte |
Mittlerer Glucosespiegel, Patientenzufriedenheit |
Sponsor |
NU Hospital Group, Schweden |
Studienregisternummer |
NCT02092051 (ClinicalTrials.gov) |
CGM: kontinuierliches Glucose-Monitoring
HbA1c unter CGM geringer als unter konventioneller Behandlung
Während der CGM-Phase lag der mittlere HbA1c bei 7,92%, unter konventioneller Behandlung bei 8,35% (mittlere Differenz –0,43%; 95%-KI –0,57% bis –0,29%; p<0,001). Der mittlere Glucosespiegel betrug 187 mg/dl (95%-KI 182–192) während CGM und 194 mg/dl (95%-KI 188–199) unter konventioneller Behandlung.
Die Patientenzufriedenheit – ausgedrückt mittels DTSQ (the diabetes treatment satisfaction questionnaire; Skala 0–36) – war unter CGM höher (30,21 vs. 26,62; p<0,001).
Fazit
Bei erwachsenen Typ-1-Diabetikern, die mit mehreren Insulininjektionen pro Tag behandelt werden, führt der Einsatz von CGM zu niedrigeren HbA1c-Spiegeln im Vergleich zu konventioneller Behandlung. Weitere Studien sind nötig, um die klinische Wirksamkeit beurteilen sowie Aussagen zu Nebenwirkungen und zur Anwendung bei Kindern treffen zu können.
Literatur
1. Beck RW, et al. Effect of continuous glucose monitoring on glycemic control in adults with type 1diabetes using insulin injections. JAMA 2017;317:371–8.
2. Lind M, et al. Continous glucose monitoring vs convential therapy for glycemic control in adults with type 1 diabetes treated with multiple daily insulin injections. JAMA 2017;317:379–87.
Arzneimitteltherapie 2017; 35(05)