Dr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen
Bei Asthma bronchiale kann anhand der Atemwegsentzündung ein eosinophiler und ein nichteosinophiler Typ unterschieden werden. Etwa die Hälfte aller Patienten mit mildem bis moderatem Asthma bronchiale haben eine nichteosinophile Erkrankung.
Beim eosinophilen Asthma bronchiale infiltrieren bestimmte Entzündungszellen, die Eosinophilen, verstärkt die Bronchialschleimhaut und Atemwege. Proinflammatorische Mediatoren, die durch die Eosinophilen freigesetzt werden, schädigen in der Folge das Epithel, initiieren eine Vasodilatation, eine Kontraktion der glatten Muskulatur und eine erhöhte Schleimsekretion, was wiederum eine Überreaktion der Atemwege und die bekannten Asthma-Symptome auslöst.
Proliferation, Reifung, Aktivierung, Rekrutierung und Überleben der Eosinophilen werden vom Zytokin Interleukin 5 (IL-5) kontrolliert, der IL-5-Rezeptor wird selektiv auf Eosinophilen und Basophilen exprimiert. Arzneistoffe, die an IL-5 angreifen, sind daher auch nur beim eosinophilen Typ wirksam. Für schweres eosinophiles Asthma bronchiale stehen seit Kurzem die IL-5-Antikörper Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab zur Verfügung. Mepolizumab (Nucala®) und Reslizumab (Cinqaero®) sind in Europa bereits auf dem Markt. Benralizumab (Fasenra®) hat im Januar die Zulassung von der Europäischen Kommission erhalten. Im Unterschied zu Mepolizumab und Reslizumab, die das Zytokin IL-5 blockieren, ist Benralizumab der erste IL-5-Antikörper, der sich gegen den Rezeptor von IL-5 richtet.
Moderate bis hohe Evidenzlage
Anti-IL-5-Therapien finden zunehmend Einzug in nationale und internationale Behandlungsleitlinien für schweres eosinophiles Asthma bronchiale. Im vorliegenden Cochrane-Review wurde untersucht, ob das Hinzufügen von Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab zur Standardbehandlung (inhalative Glucocorticoide oder Kombinationsinhalatoren) bei Patienten mit schwerem Asthma bronchiale einen größeren Effekt im Hinblick auf Exazerbationen, Lebensqualität und Lungenfunktion zeigt als Placebo.
Ausgewertet wurden insgesamt 13 Studien, darunter vier mit Mepolizumab, vier mit Reslizumab und fünf mit Benralizumab, jeweils versus Placebo (Tab. 1). Das Studienkollektiv umfasste insgesamt 6000 Probanden (Kinder und Erwachsene) mit chronischem Asthma bronchiale, wobei besonderes Augenmerk auf solche mit eosinophilem Asthma bronchiale gelegt wurde, die auf eine Standardtherapie nicht ansprachen.
Tab. 1. Studiendesign [Farne et al. 2017]
Erkrankung |
Schweres eosinophiles Asthma bronchiale |
Studienziel |
Wirksamkeit und Sicherheit von IL-5-Antikörpern |
Studientyp |
Cochrane-Review |
Eingeschlossene Studien |
13 Studien (6000 Probanden) |
Interventionen |
jeweils vs. Placebo |
Die Studien wurden anhand der Standardmethoden von Cochrane analysiert. Die Ergebnisse der ausgewählten Studien wurden zusammengefasst, wenn sie eine Aussage über das Auftreten von Asthmaanfällen ermöglichten, die zusätzliche Behandlungen erforderten, über die Lebensqualität, Untersuchungen der Atmung, Wirkungen über einen Biomarker im Blut sowie Nebenwirkungen.
Insgesamt wurde die Evidenz der herangezogenen Studien als moderat bis hoch eingestuft. Aufgrund der Auswahlverfahren für die Therapie, der Verblindung sowie den Angaben über Probanden, welche die Studie nicht beendet haben, wurden die Studien mit einem niedrigen Risiko für Bias bewertet.
Weniger Exazerbationen
Bei Patienten mit schwerem eosinophilem Asthma bronchiale konnte das Hinzufügen der drei IL-5-Antikörper Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab zur Standardtherapie die Anzahl von Asthmaexazerbationen reduzieren: Episoden, die ein systemisches Glucocorticoid nötig machten, waren nur noch etwa halb so häufig.
Darüber hinaus wurden kleine Verbesserungen hinsichtlich der Lebensqualität und bei Untersuchungen der Atmung festgestellt. Möglicherweise waren diese Veränderungen zu geringfügig, um vom Patienten bemerkt zu werden.
Schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit den drei Anti-IL-Therapien wurden nicht festgestellt. Alle drei Substanzen reduzierten die Konzentration der Eosinophilen im Blut deutlich; dabei resultierte die Gabe von Benralizumab in einer vollständigen Depletion, während unter Mepolizumab und Reslizumab noch eine kleine Anzahl von Eosinophilen übrig blieb. Ob dieser Unterschied möglicherweise Einfluss auf Wirkungen oder Nebenwirkungen hat, ist derzeit noch unklar.
Fazit der Studienautoren
Die Ergebnisse des vorliegenden Cochrane-Reviews unterstützen internationale Behandlungsleitlinien in der Empfehlung, die drei Anti-IL-Antikörper Mepolizumab, Reslizumab und Benralizumab bei schwerem, refraktärem, eosinophilem Asthma bronchiale mit einer Standardtherapie zu kombinieren, um Exazerbationen zu verhindern. Allerdings sind weitere große, randomisierte Studien nötig, um Wirkungsweise und Nebenwirkungen von IL-5-Antikörpern, das Erfassen der Ansprechrate sowie die optimale Dosierung und Behandlungsdauer weiter zu evaluieren.
Quelle
Farne HA, et al. Anti-IL5 therapies for asthma (Review). www.cochranelibrary.com.
Arzneimitteltherapie 2018; 36(03):80-109