Morbus Bechterew

Hoffnungsträger Secukinumab


Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Der Stellenwert des IL-17A-Inhibitors Secukinumab bei Morbus Bechterew war das zentrale Thema eines Novartis-Pressegesprächs in Düsseldorf.

Rund 350000 Menschen leiden in Deutschland an einem Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis, AS). Im Mittel vergehen fünf Jahre nach dem ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnosestellung. Ein großes Problem: Der frühzeitige Therapiebeginn ist entscheidend für den Verlauf.

Therapie bei Morbus Bechterew

Für AS-Patienten stehen nur wenige Therapieoptionen zur Verfügung. Lange Zeit gab es für Patienten, die nicht auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) ansprachen, nur gegen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α) gerichtete Wirkstoffe als biologische Behandlungsalternative. Diese führen jedoch bei vielen Patienten nicht zum Therapieerfolg. Bei bis zu 40% der Patienten, die TNF-Inhibitoren erhalten, bleibt eine zufriedenstellende klinische Besserung aus.

Mit der Zulassung des Interleukin(IL)-17A-Inhibitors Secukinumab (Cosentyx®) steht seit 2015 eine weitere Behandlungsoption zur Verfügung. Bei AS führt eine Überexpression von IL-17A zu chronischer Entzündung und Knochenneubildung. Zwischen den Wirbelkörpern bilden sich Syndesmophyten. Secukinumab bindet spezifisch an IL-17A, entfernt es aus dem Entzündungsgeschehen und wirkt dem Krankheitsgeschehen entgegen. Die Zulassung von Secukinumab bei AS basiert auf den Daten der Studien MEASURE 1 und 2.

Langzeitdaten aus MEASURE 1 und 2

MEASURE 1 und 2 sind multizentrische, doppelblinde, randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studien zur Evaluierung der Wirksamkeit von Secukinumab bei AS.

Die Ergebnisse von MEASURE 1 belegten die Wirksamkeit und Sicherheit von Secukinumab. 85,5% der Patienten erreichten unter der zugelassenen Dosis 150 mg ein ASAS20- und 69,6% ein ASAS40-Ansprechen in Woche 104 – also eine 20%ige bzw. 40%ige Verbesserung gemäß den Kriterien der Assessment of SpondyloArthritis International Society.

In MEASURE 2 erzielten 76,9% der Patienten ein ASAS20-Ansprechen. Auch die Anzahl der Patienten mit ASAS40-Ansprechen konnte nach zwei Jahren nochmals auf mehr als die Hälfte (56,4%) gesteigert werden. Das in MEASURE 1 und 2 bestimmte Sicherheitsprofil für Secukinumab entsprach den Ergebnissen aus vorhergehenden Studien. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen waren Infektionen der oberen Atemwege und Erkältungen.

Diese Resultate werden von den aktuellen 4-Jahresdaten (208 Wochen) der Extensionsstudie von MEASURE 1 bestätigt. Für alle Wirksamkeitsendpunkte fanden sich eine über diesen Zeitraum anhaltende Verbesserung der Symptome der AS sowie der körperlichen Funktion – und das bei günstigem Sicherheitsprofil. In der Studie sprachen rund acht von zehn AS-Patienten unter 150 mg Secukinumab nach 208 Wochen weiterhin gemäß ASAS20 und 60,8% gemäß ASAS40 an.

Auch bezüglich BASDAI (Bath ankylosing spondylitis disease activity index), BASFI (Bath ankylosing spondylitis functional index) und BASMI (Bath ankylosing spondylitis metrology index) sprachen die Patienten über einen Zeitraum von vier Jahren unvermindert auf die Therapie an. Insbesondere der Effekt von Secukinumab auf den BASDAI war klar erkennbar. Im BASDAI sind charakteristische Symptome wie Schmerz und Morgensteifigkeit zu einem Messwert zusammengefasst. Der BASDAI besserte sich schnell um mehr als 3 Punkte und lag nach vier Jahren bei einer Verbesserung um 3,4 Punkte.

Bezüglich körperlicher Funktionen profitierten die Patienten anhaltend und in klinisch relevantem Ausmaß. Der Fatigue-Score FACIT-F (Functional assessment of chronic illness therapy) war bei den mit Secukinumab therapierten Patienten signifikant geringer als in der Placebo-Gruppe.

Die aktuellen Daten der MEASURE-1-Studie zeigten zudem, dass 79,0% der AS-Patienten nach vierjähriger Behandlung mit Secukinumab 150 mg keine radiologische Progression an der Wirbelsäule aufweisen (definiert als mSASS-Score von Baseline <2).

Die Langzeitdaten der zweiten Zulassungsstudie MEASURE 2 konnten die Ergebnisse aus MEASURE 1 bestätigen. 70,1% der mit 150 mg Secukinumab behandelten Patienten zeigten nach 156 Wochen weiterhin ein ASAS20-Ansprechen, 60,9% ein ASAS40-Ansprechen. In der Gruppe der AS-Patienten, die noch nicht mit TNF-α-Inhibitoren vorbehandelt waren (Biologika-naive Patienten), erreichten nach 156 Wochen 64,4% der Patienten ein ASAS40-Ansprechen. Bei den mit einem TNF-α-Inhibitor vorbehandelten Patienten waren es 53,6%.

Quelle

Prof. Dr. med. Jürgen Braun, Herne, Priv.-Doz. Dr. med. Ali-Efter Yildiz, Ulm, Pressegespräch „Morbus Bechterew: Frühe Diagnose und Symptomkontrolle im interdisziplinären Behandlungsalltag“, Düsseldorf, 3. Mai 2018, veranstaltet von Novartis Pharma GmbH.

Die Beiträge in der Rubrik Pressekonferenzen werden von freien Journalisten im Auftrag der Redaktion verfasst. Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen keine Verantwortung für diesen Heftteil.

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Arzneimitteltherapie 2018; 36(07):278-283