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EditorialDr. med. Magnus Diller, Bad Nauheim

Biologika und Januskinase-Inhibitoren

Seite 237 - 246
ÜbersichtCorinna Trebst, Hannover

Neuromyelitis-optica-Spektrumerkrankungen

Neuromyelitis-optica-Spektrumerkrankungen

Klinik und Therapie

Neuromyelitis-optica-Spektrumerkrankungen (NMOSD) sind seltene autoimmune Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Mit Nachweis des pathogenen Autoantikörpers gegen Aquaporin-4 (AQP4) konnte das Spektrum der Erkrankungen besser charakterisiert und die Erkrankung gegenüber der multiplen Sklerose (MS) abgegrenzt werden. Die NMOSD führt häufig und rasch zu schweren körperlichen Behinderungen. Bei diesen schubförmig verlaufenden Erkrankungen baut sich die langfristige Behinderung durch schlecht remittierende Schübe auf. Die Diagnose der NMOSD wird auf der Grundlage der Kriterien aus 2015 gestellt. Der Nachweis von Anti-AQP4-Antikörpern im Serum ist dabei von großer Bedeutung. Bei der Therapie unterscheidet man die Schubtherapie von der langfristigen Immuntherapie. Für die Schubtherapie stehen Arzneimittel wie hochdosierte Glucocorticoide und Verfahren wie Plasmapherese oder Immunadsorption zur Verfügung. Für die Immuntherapie werden sowohl B-Zell-depletierende als auch immunsuppressive Strategien eingesetzt. Neuere Ansätze beinhalten die Inhibition des Interleukin-6-Rezeptors und des Komplementsystems.
Arzneimitteltherapie 2018;36:237–46.

FlaggeEnglish abstract

Clinical presentation and therapeutic strategies in neuromyelitis optica spectrum disorder

Neuromyelitis optica spectrum disorders (NMOSD) are rare autoimmune diseases affecting the central nervous system. In a high majority of NMOSD patients the pathogenic autoantibody targeting the water channel aquaporin-4 (AQP4) is found. Characterization of AQP4-patients lead to a better understanding of the disease spectrum. NMOSD take a relapsing course and disability accumulates from incomplete remission of attacks. Diagnosis of NMOSD is based on the 2015 diagnostic criteria. Detection of serum aquaporin-4 antibodies is of particular importance. Therapeutic strategies are implemented for the treatment of the acute attack and long term immunotherapy. Acute attacks are treated by high-dose glucocorticoids or apheresis therapies. Long-term treatment is immunosuppressive, e. g. with azathioprine, or by B-cell depleting strategies, e. g. with rituximab. Further strategies target the IL-6 receptor and complement inhibition.

Advances in NMOSD in terms of understanding of clinical presentation and therapeutic interventions have been immense within the last decade. Nevertheless there are still open questions. Follow-up of prospective cohorts, therapeutic trials ideally in a prospective randomized placebo-controlled setting and also head-to head comparison of already available treatments will help to pave the way for a better understanding and therapy of NMOSD.

Key words: neuromyelitis optica spectrum disorder, NMOSD, autoantibodiy to aquaporin-4 channel, glucocorticoids, apheresis therapies, B-cell depletion, immunosuppression

Seite 248 - 253
Neue Arzneimittel in der DiskussionRieke Alten, Berlin

Januskinase-Inhibitoren in der Rheumatologie: Baricitinib

Aus Expertensicht

Baricitinib zeigte sich in allen klinischen Studien gegenüber Placebo, Methotrexat (MTX) und Adalimumab überlegen. Verglichen mit Placebo und MTX war durchgehend ein besseres Ansprechen sowohl im klinischen Outcome als auch in der radiographischen Progression zu beobachten. Weiterhin konnte auch in den Patient Reported Outcomes (PROs) die Überlegenheit gegenüber den Vergleichstherapien gezeigt werden. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Vorteil von Baricitinib ist die einfache, einmal tägliche, orale Applikation. Studien zur Langzeitwirksamkeit und langfristige Sicherheitsdaten werden erwartet. Sollten diese das aktuell angenommene Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil des Wirkstoffs bestätigen, könnte Baricitinib eine weitere wertvolle Therapieoption zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis werden.
Arzneimitteltherapie 2018;36:248–53.

FlaggeEnglish abstract

Janus kinase inhibitors in rheumatology: baricitinib

In all clinical trials, baricitinib was superior to placebo, MTX and adalimumab. In comparison to placebo and MTX, baricitinib showed not only better clinical outcome, but also less radiographic progression. In the Patient Reported Outcomes (PROs) domains superiority was shown to the comparators. Additionally, another advantage is the once daily only formula. Long-term data for efficacy and safety will be seen soon; if they confirm the current results, baricitinib will be another valuable option for the treatment of rheumatoid arthritis.

Key words: janus kinase inhibitor, baricitinib, rheumatology, rheumatoid arthritis

Seite 254 - 255
Klinische StudieProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Sekundär progrediente multiple Sklerose

Siponimod wirksamer als Placebo: Ergebnisse einer doppelblinden randomisierten Phase-III-Studie

Mit einem Kommentar des Autors
In einer großen Placebo-kontrollierten Studie bei Patienten mit sekundär progredienter multipler Sklerose hatte Siponimod einen signifikanten Einfluss auf die Krankheitsprogression im Vergleich zu Placebo. Der absolute Therapieerfolg war allerdings gering.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Mitochondriale Myopathie

Elamipretid verbessert die Gangfunktion

Mit einem Kommentar des Autors
Patienten mit mitochondrialer Myopathie könnten von Elamipretid profitieren. In einer kleinen Dosisfindungsstudie verbesserte die Substanz die Gangfunktion gegenüber Placebo.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Multiple Sklerose

Glucocorticoide bei akuter Optikusneuritis: oral oder intravenös?

Mit einem Kommentar des Autors
In einer kleinen randomisierten Studie mit 55 Patienten mit Retrobulbärneuritis war eine orale Therapie mit 1250 mg Prednison genauso wirksam wie die intravenöse Gabe von 1000 mg Methylprednisolon.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Im Spätstadium ist Riluzol am wirksamsten

Mit einem Kommentar des Autors
Bisher ist der Gluamatantagonist Riluzol der einzig bekannte Wirkstoff, der die Überlebenszeit von Patienten mit amyotropher Lateralsklerose verlängern kann. Eine Post-hoc-Auswertung der Dosisfindungsstudien ergab, dass der Arzneistoff im Spätstadium der ALS am wirksamsten ist.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Epilepsie

Mit dem ersten Antiepileptikum erreichen zwei Drittel der Patienten Anfallsfreiheit

Mit einem Kommentar des Autors
In einer englischen Kohortenstudie, in der 1795 Patienten mit neu diagnostizierter Epilepsie über einen 30-Jahreszeitraum erfasst wurden, zeigte sich, dass neue Antiepileptika nicht wirksamer sind als ältere Präparate. 64% der Patienten wurden durch die Therapie anfallsfrei und davon 90% mit dem ersten oder zweiten eingesetzten Antiepiletikum.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Alzheimer-Erkrankung

Verubecestat nicht besser als Placebo

Mit einem Kommentar des Autors
In einer großen randomisierten Phase-III-Studie war der BACE-1-Hemmer Verubecestat bei Patienten mit beginnender Alzheimer-Erkrankung einer Behandlung mit Placebo nicht überlegen.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Psychose bei Alzheimer-Demenz

Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Pimavanserin, einem selektiven 5…

Mit einem Kommentar des Autors
Pimavanserin verbesserte nach sechs Wochen signifikant psychotische Symptome, die im Rahmen einer Alzheimer-Erkrankung auftreten. Dieser Unterschied war nach zwölf Wochen nicht mehr nachweisbar. Das ergab eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-II-Studie mit 181 Alzheimer-Patienten, die unter Psychosen litten.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Akuter Schlaganfall

Tenecteplase ist vor einer Thrombektomie Alteplase überlegen

Mit einem Kommentar des Autors
Bei Schlaganfall-Patienten, für die eine Thrombektomie vorgesehen ist, ist Tenecteplase als thrombolytische Therapie wirksamer als Alteplase. Prozentual erreichten signifikant mehr Patienten eine Reperfusion des verschlossenen Gefäßes von über 50% des Areals oder eine Thrombolyse des Thrombus. Das ergab die EXTEND-IA-TNK-Studie.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Hypertonie

Klinischer oder ambulanter Blutdruck: Welcher Wert sagt Mortalität besser voraus?

Ein ambulant und über 24 Stunden aufgezeichneter Blutdruck ist offensichtlich genauer als die klinische Messung. Allerdings ist die Studienlage zur Vorhersehbarkeit der Mortalität mittels der beiden Methoden eher dürftig. Die Autoren einer neuen Kohortenstudie untersuchten jetzt die Daten von 63910 Personen, bei denen der Blutdruck klinisch und über einen Zeitraum von 24 Stunden ambulant gemessen wurde. Ziel war es, den stärksten Prädiktor für die Gesamtmortalität sowie für die kardiovaskuläre Sterblichkeit zu bestimmen.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Petra Jungmayr, Esslingen

Kastrationsresistentes Prostatakarzinom

Antiandrogen Apalutamid verlängert Metastasen-freies Überleben

Eine Therapie mit dem Antiandrogen Apalutamid verlängerte bei Patienten, die an einem kastrationsresistenten, aber noch Metastasen-freien Prostatakarzinom erkrankt waren, das Überleben ohne Metastasenbildung deutlich länger als eine Placebo-Behandlung. So konnte durch die Einnahme von Apalutamid das Risiko von Metastasen oder Tod um rund 70% verringert werden. Das ergab die SPARTAN-Studie.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Schmerztherapie

Vergleich von Opioiden und Nicht-Opioiden bei Patienten mit chronischen Schmerzen

Mit einem Kommentar des Autors
In der Schmerztherapie von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen oder Schmerzen durch eine Arthrose der Hüft- und Kniegelenke sind in der Langzeittherapie Opioide nicht wirksamer als Nicht-Opioide. Das ergaben die Ergebnisse der SPACE-Studie.

Seite 256 - 271
Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Inhalative Glucocorticoide

Können Dosissteigerungen Asthma-Exazerbationen verhindern?

Bei jugendlichen und erwachsenen Asthmatikern konnte mit einer Dosiserhöhung der inhalativen Glucocorticoide um das Vierfache die Anzahl von Exazerbationen leicht reduziert werden, wenn die hohe Dosis beim ersten Anzeichen eines drohenden Anfalls eingesetzt wurde.

Seite 278 - 283
PressekonferenzClaudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

Morbus Bechterew

Hoffnungsträger Secukinumab

Der Stellenwert des IL-17A-Inhibitors Secukinumab bei Morbus Bechterew war das zentrale Thema eines Novartis-Pressegesprächs in Düsseldorf.

Seite 278 - 283
PressekonferenzDr. Claudia Bruhn, Berlin

Onkologie

Erstes Trastuzumab-Biosimilar in Deutschland auf dem Markt

Seit der Zulassung des ersten Biosimilars in Europa, einem Somatropin-Präparat der Firma Sandoz (Omnitrope®) im Jahre 2006, entwickelt sich der Markt für die Nachfolgepräparate biologischer Arzneimittel stetig. Monoklonale Antikörper als besonders komplexe Biosimilars sind seit 2015 verfügbar. Am 2. Mai 2018 erfolgte in Europa die Markteinführung des Trastuzumab-Biosimilars Herzuma® der südkoreanischen Pharmafirma Celltrion.

Seite 278 - 283
PressekonferenzDr. Maja M. Christ, Stuttgart

Innovationen in Onkologie, multipler Sklerose und Hämophilie

Lebensqualität und Prognose von Patienten mit schweren Krankheiten verbessern

Auf einem Symposium im Rahmen des ADKA-Kongresses, der im Mai 2018 in Stuttgart stattfand, stellten die Referenten drei Antikörper vor, die die Firma Roche in den vergangenen Monaten zur Zulassung gebracht hatte: Atezolizumab zur Behandlung des fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms oder Urothelkarzinoms, Ocrelizumab bei schubförmiger oder primär progredienter multipler Sklerose und Emicizumab für Patienten mit Hämophilie A und Hemmkörpern gegen Faktor VIII.

Seite 278 - 283
PressekonferenzRalf Schlenger, München

Herpes zoster

Neuer Totimpfstoff mit Wirksamkeit über alle Altersgruppen zugelassen

Herpes zoster (HZ) wird durch die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV) verursacht, mit dem mehr als 99% der über 50-Jährigen latent infiziert sind. Mit Abnahme der Immunabwehrkräfte mit dem Alter steigt das Risiko für eine oft schmerzhafte Gürtelrose deutlich an. Ein rekombinanter, adjuvantierter Totimpfstoff (Shingrix®) konnte in den Zulassungsstudien eine HZ-Erkrankung in den untersuchten Altergruppen wirksam verhindern. Als Kehrseite der hohen Wirksamkeit ist unter anderem mit stärkeren Lokalreaktionen zu rechnen.