Dr. med. Marianne Schoppmeyer, Nordhorn
Studienauswahl
Die Wissenschaftler um Yael Barer von der Sackler School of Medicine in Tel Aviv, Israel, verglichen in einer Metaanalyse die intensive Glucosekontrolle mit der Standard-Glucosekontrolle bei Typ-2-Diabetes-Patienten mit vorbestehender kardiovaskulärer Erkrankung. Die in die Metaanalyse eingeschlossenen Studien mussten folgende Anforderungen erfüllen:
- Randomisierte kontrollierte Studien
- Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2
- Vergleich intensiver versus Standard-Glucosekontrolle
- Daten bezüglich des kardiovaskulären Outcomes mussten vorliegen
Insgesamt schlossen die Wissenschaftler acht randomisierte Studie in die Metaanalyse ein (UKPDS, 1998; VA-CSDM, 1997; STENO-2, 2003; ACCORD, 2008; ADVANCE, 2008; VADT, 2009; J-EDIT, 2012; ADDITION-Europe, 2011). Es wurden die Daten von 8339 Typ-2-Diabetes-Patienten mit vorbestehender kardiovaskulärer Erkrankung ausgewertet, die in den meisten Studien seit sieben bis zehn Jahren an Diabetes mellitus erkrankt waren. Der HbA1c lag abhängig von der Studie zu Beginn zwischen 53 mmol/l (7 %) und 80 mmol/l (9,5 %).
Neutraler Effekt
Die Analyse von fünf Studien (Hauptanalyse) ergab keinen Unterschied im Hinblick auf das Risiko kardiovaskulärer Komplikationen bei Diabetes-Patienten mit intensiver Glucosekontrolle vs. Standard-Glucosekontrolle. Bei intensiver Glucosekontrolle erlitten 424 von 3757 Patienten eine kardiovaskuläre Komplikation, bei Standard-Glucosekontrolle waren es 533 von 3721 (relatives Risiko [RR] 0,98; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,87–1,09) (Tab. 1). Mehrere Sensitivitätsanalysen mit dem Einschluss bzw. Ausschluss verschiedener der acht Studien ergaben ebenfalls keine Unterschiede zwischen den zwei Behandlungsgruppen.
Tab. 1. Patienten mit kardiovaskulären Ereignissen in der Hauptanalyse
Intensive Glucosekontrolle |
Standard-Glucosekontrolle |
||
Studie |
Patienten mit Ereignis/ |
Relatives Risiko (95%-Konfidenzintervall) |
|
ACCORD (2008) |
221/1827 |
212/1782 |
1,02 (0,85–1,21) |
ADVANCE (2008) |
279/1794 |
283/1796 |
0,99 (0,85–1,21) |
J-EDIT (2012) |
12/87 |
20/95 |
0,66 (0,34–1,26) |
STENO-2 (2003) |
3/18 |
8/21 |
0,44 (0,14–1,14) |
VA-CSDM (1995) |
10/31 |
10/27 |
0,87 (0,43–1,77) |
Insgesamt |
424/3757 |
533/3721 |
0,98 (0,87–1,09) |
Ebenso zeigte die Auswertung der Daten verschiedener Subgruppen wie beispielsweise neu diagnostizierter Diabetes versus bestehender Diabetes oder gute Glucosekontrolle versus weniger gute Glucosekontrolle den gleichen Trend wie die Hauptanalyse.
Fazit der Autoren
Die vorliegende Metaanalyse zeigt einen neutralen Effekt der intensiven Glucosekontrolle versus Standard-Glucosekontrolle bei Typ-2-Diabetes-Patienten mit vorbestehender kardiovaskulärer Erkrankung in Bezug auf kardiovaskuläre Komplikationen.
Quelle
Barer Y, et al. Effect of glycaemic control on cardiovascular disease in individuals with type 2 diabetes with pre-existing cardiovascular disease: A systemic review and meta-analysis. Diabetes Obes Metab 2019;21:732–5.
Arzneimitteltherapie 2019; 37(05):171-187