Dr. Larissa Tetsch, Maisach
Nicht immer gelingt es bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, den HbA1c-Wert mit einer Insulintherapie ausreichend zu senken. Dann können orale antidiabetische Wirkstoffe wie Inhibitoren des Natrium-Glucose-Kotransporters SGLT2 als Kombinationspartner eingesetzt werden. Denn sie verstärken die renale Exkretion von Glucose.
Für den SGLT2-Hemmer Empagliflozin wurde bereits gezeigt, dass er allein oder in Kombination mit anderen oralen antidiabetischen Wirkstoffen den HbA1c-Wert, das Körpergewicht und den Blutdruck senken kann. Auch die Wirksamkeit von Empagliflozin in Kombination mit Insulin wurde durch Studien belegt, allerdings bislang nur bei Kaukasiern. Da sich diese Ergebnisse aufgrund einer abweichenden Pathogenese von Typ-2-Diabetes nicht auf Japaner übertragen lassen, wurden Sicherheit und Wirksamkeit von Empagliflozin als Zusatz bei einer Insulintherapie jetzt noch einmal in einer einjährigen Phase-IV-Studie an 51 japanischen Behandlungszentren untersucht.
Studiendesign
An der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie nahmen insgesamt 269 Patienten teil, die 1 : 1 : 1 in eine Placebo-Gruppe (n = 90) und zwei Wirkstoffgruppen randomisiert wurden (Tab. 1). Alle Patienten behielten ihre jeweilige Insulinmedikation bei und nahmen zusätzlich einmal täglich entweder Placebo, 10 mg (n = 89) oder 25 mg (n = 90) Empagliflozin in Tablettenform ein. Die Studienteilnehmer litten durchschnittlich seit rund 14 Jahren an Typ-2-Diabetes und zeigten trotz Behandlung eine nicht ausreichende Senkung des Blutzuckerspiegel (HbA1c-Werte von über 7,5 %). Die einjährige Studie war in zwei Phasen eingeteilt: In den ersten 16 Wochen blieb die Insulingabe unverändert, in den folgenden 36 Wochen konnten die Behandler in Abhängigkeit vom Behandlungserfolg die Insulindosis verändern. Insgesamt beendeten 92,1 % der Teilnehmer die Studie.
Tab. 1. Studiendesign [nach Sone et al. 2019]
Erkrankung |
Typ-2-Diabetes |
Studienziel |
Wirksamkeit und Sicherheit des SGLT2-Hemmers Empagliflozin als Zusatz zur Insulintherapie bei Japanern |
Studientyp |
Interventionsstudie |
Studiendesign |
Multizentrisch, randomisiert, doppelblind |
Eingeschlossene Patienten |
269 Japaner randomisiert, davon 266 behandelt |
Intervention |
|
Primärer Endpunkt |
Veränderung des HbA1c nach 16 Wochen |
Sekundärer Endpunkt |
Anteil an Patienten mit Wirkstoff-assoziierten Nebenwirkungen |
Sponsor |
Boehringer Ingelheim |
Studienregisternummer |
NCT 02589639 |
Als primärer Studienendpunkt diente die Veränderung des HbA1c-Werts nach 16 Wochen. Weitere Endpunkte waren die Veränderung des HbA1c-Werts nach 52 Wochen, der Prozentsatz von Studienteilnehmern, der einen HbA1c-Wert von weniger als 7,0 % oder eine Abnahme des Werts um 0,5 Prozentpunkte erreichte, sowie Veränderungen des Nüchtern-Blutzuckerwerts, des Körpergewichts, Taillenumfangs und Blutdrucks. Der sekundäre Studienendpunkt war der Anteil an Patienten, bei denen während der Studie Wirkstoff-assoziierte Nebenwirkungen aufgetreten waren.
Ergebnisse
Nach 16 Wochen war der HbA1c-Wert in den beiden Wirkstoffgruppen im Vergleich zur Placebo-Gruppe gesunken. Bereinigt um den Effekt in der Placebo-Gruppe, kam es durch die Einnahme von 10 mg und 25 mg Empagliflozin zu einer durchschnittlichen Abnahme des HbA1c-Werts um 0,92 Prozentpunkte (95%-Konfidenzintervall [KI] –1,11 bis –0,73) bzw. um 1,00 Prozentpunkte (95%-KI –1,18 bis –0,82). Auch der Anteil an Patienten, die einen HbA1c-Wert von unter 7,0 % oder eine Abnahme um 0,5 Prozentpunkte erreichten, war in den beiden Wirkstoffgruppen höher als in der Placebo-Gruppe. Dabei deuteten die Ergebnisse an, dass die Behandlung mit höherer Wirkstoffdosis besser ansprach und insgesamt Patienten mit schlechteren Ausgangswerten stärker profitierten. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe konnten die Teilnehmer, die Empagliflozin erhielten, Körpergewicht verlieren und auch die tägliche Insulindosis leicht reduzieren, während diese in der Placebo-Gruppe erhöht werden musste.
Sicherheit
Insgesamt wurde Empagliflozin in Kombination mit Insulin von den Patienten sehr gut vertragen. Die Rate an Nebenwirkungen war in allen drei Studiengruppen gleich hoch. Zwar waren bestätigte Fälle von Hypoglykämie in den Wirkstoffgruppen im Vergleich zur Placebo-Gruppe etwas häufiger (23,3 % und 22,2 % vs. 14,4 %), doch war in keinem Fall eine medizinische Intervention notwendig. Infektionen der Harnwege und des Genitaltrakts, die bei SGLT2-Hemmern als häufige Nebenwirkungen beschrieben sind, traten unter Empagliflozin nicht (Harnwegsinfekte) oder nur wenig häufiger (Genitaltraktinfektionen) auf als in der Placebo-Gruppe und zeigten weitgehend leichte Verläufe.
Fazit der Autoren
Die Ergebnisse der aktuellen Studie decken sich mit den Ergebnissen von vergleichbaren Studien mit Kaukasiern und zeigen, dass auch bei Japanern Empagliflozin als Zusatz zu einer Insulintherapie wirksam und sicher angewendet werden kann. Ein positiver Nebeneffekt war, dass die Insulindosis in den Wirkstoffgruppen im Verlauf der 52 Wochen leicht gesenkt werden konnte, während es in der Placebo-Gruppe zu einer durchschnittlichen Erhöhung um mehr als drei Einheiten pro Tag kam. Empagliflozin kann folglich helfen, die Insulindosis im Rahmen der Diabetes-Typ-2-Behandlung langfristig konstant zu halten.
Quelle
Sone H, et al. Efficacy and safety of empagliflozin as add-on to insulin in Japanese patients with type 2 diabetes: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Diabetes Obes Metab 2019; doi:10.1111/dom.13 909.
Arzneimitteltherapie 2020; 38(05):200-209