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EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Highlights vom AHA 2022

Aus der Wissenschaft für die Klinik

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ÜbersichtSimon Halm, Oliver G. Bosch und Erich Seifritz, Zürich*

Psychedelika in der Psychopharmakotherapie

Update zur Wirkweise und klinischen Anwendung bei unipolarer Depression

Nach langer Abwesenheit befinden sich psychedelische Substanzen wieder inmitten des Interesses klinischer Anwendung sowie neurobiologischer und psychotherapeutischer Forschung. Die klassischen Psychedelika vermitteln ihre Wirkung primär über den serotonergen 5-HT2A-Rezeptor und induzieren charakteristische Veränderungen von Sinneswahrnehmung, Ich-Erleben, Emotionen und sozialer Interaktion. Die Gruppe umfasst unter anderem Lysergsäurediethylamid (LSD), Psilocybin und Ayahuasca. Substanzen mit ähnlichen subjektiven Effekten, aber abweichenden Wirkungsmechanismen werden auch als atypische Psychedelika bezeichnet und umfassen unter anderem Ketamin und Lachgas (N2O). Das Ketamin-Enantiomer Esketamin ist international bereits in der Behandlung der therapieresistenten Depression zugelassen. Eine Reihe weiterer randomisierter, Placebo-kontrollierter Phase-II-Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung der unipolaren Depression, insbesondere für Psilocybin, aber auch für N2O und Ayahuasca. Im neuen Paradigma der substanzgestützten Psychotherapie wird eine sicher durchgeführte psychedelische Erfahrung in einen fortlaufenden psychotherapeutischen Prozess integriert. Diese narrative Übersichtsarbeit gibt einen Überblick über die klinisch bedeutsamen psychedelischen Substanzen und ihre neurobiologischen und psychischen Wirkungsmechanismen. Ob klassische und atypische Psychedelika den an sie gerichteten Erwartungen gerecht werden und sich in der klinischen Psychopharmakotherapie etablieren können, wird neben gesellschaftlichen Entwicklungen insbesondere von größeren kontrollierten Studien abhängen.
Arzneimitteltherapie 2023;41:3–14.

FlaggeEnglish abstract

Psychedelics in psychopharmacotherapy

After a hiatus of many years the interest in psychedelic substances in clinical application as well as in neurobiological and psychotherapy research is rising again. Classical psychedelics primarily act via the serotonin 5-HT2A receptor and induce characteristic alterations in sensory perception, social-, emotion-, and self-processing. They include lysergic acid diethylamide (LSD), psilocybin, and ayahuasca. Other consciousness-altering substances with different modes of action are called atypical psychedelics and comprise ketamine and laughing gas (N2O) among others. The ketamine enantiomer esketamine has been granted international approval for treatment-resistant depression. Further randomized, controlled phase II trials show promising results in the treatment of unipolar depression especially for psilocybin but also for N2O and ayahuasca. The new paradigm of psychedelic-assisted psychotherapy suggests a therapeutic framework in which a safely conducted psychedelic experience is integrated into a continuous psychotherapeutic process. This narrative review provides an overview over the clinically relevant psychedelic substances and their neurobiological and psychic mechanisms of action. If classical and atypical psychedelics will be able to fulfill their expectations and find their way into broader clinical use, will depend on future rigorous clinical trials with larger sample sizes.

Key words: Psychedelic therapy, substance-assisted psychotherapy, hallucinogens, psycholysis

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Klinische StudieProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Entzündliche Hauterkrankungen

Therapie der Dermatomyositis mit Immunglobulinen

Mit einem Kommentar des Autors
In einer 16-wöchigen Studie mit 95 Patienten mit einer Dermatomyositis waren intravenöse Immunglobuline (IVIG) alle vier Wochen wirksamer als Placebo. IVIG führten jedoch zu mehr unerwünschten Ereignissen, einschließlich sechs Thromboembolien.

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Referiert & kommentiertAlexandra von Marschall, Beaumont de Pertuis/Frankreich

Hypertonie

Neuer Therapieansatz bei resistentem Bluthochdruck

Resistenter Bluthochdruck ist mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden. Endothelin hat einen Einfluss auf die Pathogenese des Bluthochdrucks, wird allerdings bisher therapeutisch nicht anvisiert. In der Phase-III-Studie PRECISION wurde der blutdrucksenkende Effekt des neuartigen dualen Endothelin-Rezeptor-Antagonisten Aprocitentan untersucht.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Migräne

Zavegepant-Nasenspray für die Behandlung von Migräneattacken

Mit einem Kommentar des Autors
In einer Placebo-kontrollierten Studie war Zavegepant-Nasenspray in Einzeldosen von 10 mg und 20 mg für die Behandlung von Migräneattacken wirksam und hatte ein günstiges Verträglichkeitsprofil.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Kopfschmerzerkrankungen

Erenumab zur Behandlung der Trigeminusneuralgie nicht wirksam

Mit einem Kommentar des Autors
In einer Proof-of-Concept-Studie in Dänemark war Erenumab, ein monoklonaler Antikörper, der an den CGRP-Rezeptor bindet, in der Therapie der Trigeminusneuralgie nicht wirksam. CGRP spielt wahrscheinlich keine wichtige Rolle bei paroxysmalen Schmerzen im Versorgungsgebiet des N. trigeminus. Daher müssen weiterhin gut verträgliche und wirksame medikamentöse Therapien der Trigeminusneuralgie gefunden werden.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Nebenwirkungen der Migräneprophylaxe

Erhöhen monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor den Blutdruck?

Mit einem Kommentar des Autors
In einer niederländischen Beobachtungsstudie stiegen der mittlere systolische und der diastolische Blutdruck bei Migränepatienten nach Beginn einer Prophylaxebehandlung mit Anti-CGRP-(Rezeptor-)Antikörpern an. Die Mehrheit der Werte blieb aber innerhalb der normalen Blutdruckgrenzen. Einige Teilnehmer benötigten eine antihypertensive Behandlung. Ärzte und Patienten sollten sich darüber im Klaren sein, dass bei Migränepatienten ein Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck besteht, wenn sie mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor behandelt werden.

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Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Chronische Nierenerkankungen

Empagliflozin bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung

Mit einem Kommentar des Autors
In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, bei denen ein Risiko für ein Fortschreiten der Niereninsuffizienz bestand, führte eine Behandlung mit Empagliflozin zu einem geringeren Risiko für ein Fortschreiten der Nierenerkrankung oder Tod durch kardiovaskuläre Ursachen als unter Placebo.

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Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

LDL-Cholesterol-Spiegel

Rosuvastatin wirkt, sechs Nahrungsergänzungsmittel ohne Effekt

Sechs häufig verwendete Nahrungsergänzungsmittel, die zur Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit beworben werden, senkten die LDL-Cholesterol-Spiegel in der Primärprävention im Vergleich zu Placebo oder im Vergleich zu niedrig dosiertem Rosuvastatin nicht. Dies ergab die prospektive, randomisierte einfachblinde Studie SPORT, die bei den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association (AHA) präsentiert und parallel im Journal of the American College of Cardiology publiziert wurde. Rosuvastatin (5 mg/Tag) senkte den LDL-Cholesterol- und Serumtriglycerid-Spiegel jeweils signifikant stärker als Placebo oder die Nahrungsergänzungsmittel bei nur wenigen Nebenwirkungen.

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Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

siRNA Olpasiran senkt Lp(a)-Wert um mehr als 95 %

Olpasiran, eine siRNA, senkte in einer Dosierung von 75 mg oder höher, alle zwölf Wochen gegeben, bei Patienten mit atherosklerotischen Erkrankungen und erhöhtem Lipoprotein(a)-Wert die Lp(a)-Konzentration um mehr als 95 % im Vergleich zu Placebo. Häufigste Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle. Diese Ergebnisse der Dosisfindungsstudie OCEAN(a)-DOSE wurden bei den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association (AHA) präsentiert und parallel im New England Journal of Medicine publiziert.

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Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Herzinsuffizienz

Ähnliche Sterblichkeit unter Furosemid und Torasemid

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, die nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit Torasemid oder mit Furosemid behandelt werden, sind Gesamtsterblichkeit und Hospitalisierungsraten ähnlich. Dies ergab die offene, pragmatische TRANSFORM-HF-Studie, die bei den Scientific Sessions 2022 der American Heart Association (AHA) Anfang November in Chicago vorgestellt wurde.

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NotizenDr. Maja M. Christ, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Nirmatrelvir/Ritonavir (COVID-19)

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PressekonferenzDr. Claudia Bruhn, Berlin

COPD-Therapie

Prävention verbessern, Awareness erhöhen

In der Versorgung von COPD-Patienten sehen Experten einen hohen Optimierungsbedarf, und zwar nicht nur bei der angemessenen medikamentösen Behandlung, sondern ebenso bei der Früherkennung von Exazerbationen. Unterstützung bei der Betreuung ihrer Patienten können Ärzte auch durch digitale Anwendungen erhalten.