Rheumatologie

Was ist neu für die Praxis?


Dr. Maja M. Christ, Stuttgart

Was sich im Bereich der Rheumatologie gerade tut, diskutierten Experten auf dem 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden Anfang Mai 2025.

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Dass die rheumatoide Arthritis (RA) – die häufigste rheumatische Erkrankung – keinesfalls eine „Psoriasis-Arthritis (PsA) ohne Schuppenflechte“ sei, spiegele sich nicht nur im klinischen Bild, sondern auch in der Therapiewahl wider, betonte Prof. Dr. med. habil. Alexander Pfeil, Jena. Während bei der PsA vor allem die Hemmung der Interleukine (IL) 17 und 23 eine wichtige Rolle spiele (s. Arzneimitteltherapie 2025;43(04):141 ff.; Kasten „Mehr zum Thema in der aktuellen AMT“), kommen bei der RA z. B. IL-6-Hemmer zum Einsatz. Eine neue Option, die Pfeil zufolge bald auch eine Zulassung für die PsA erhalten sollte, ist der Januskinase-Inhibitor Deucravacitinib. Allerdings könne man nach wie vor nicht bei jedem Patienten eine Remission erreichen.

Ein Verfahren, das in den Kinderschuhen stecke, sei die transarterielle periartikuläre Embolisation (TAPE). Sie könne aber infrage kommen, wenn nur einzelne Gelenke nicht auf die systemische Therapie ansprechen. Wichtig sei es, bei Patienten mit RA an Komorbiditäten und Organmanifestationen wie Osteroporose oder eine Lungenbeteiligung in Form einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) zu denken (Kasten „Mehr zum Thema in der aktuellen AMT“).

„Das haben mal wieder in der Hämato-Onkologie geklaut“

Ein großes Thema in der Rheumatologie sind derzeit Therapien mit den ursprünglich aus der Hämato-Onkologie stammenden CAR-T-Zellen oder bispezifischen Antikörpern wie Blinatumomab. Das gilt auch für Kollagenosen wie die systemische Sklerose (SSc) oder den systemischen Lupus erythematodes (SLE), für den kürzlich eine erste deutsche S3-Leilinie veröffentlicht wurde (Kasten „Mehr zum Thema in der aktuellen AMT“). Der Einsatz der CAR-T-Zell-Therapie habe zudem gezeigt, dass antinukleäre Antikörper (ANA) nicht nur diagnostisch, sondern tatsächlich auch pathogen seien, erläuterte Prof. Dr. med. Martin Aringer, Dresden.

Einiges habe sich u. a. bei der Therapie der ILD-SSc getan: In erster Linie kommen hier nach den aktuellen EULAR-Empfehlungen Mycophenolat mofetil (MMF), Cyclophosphamid oder Rituximab zum Einsatz, ggf. Nintedanib (allein oder in Kombination mit MMF) oder Tocilizumab [2]. Doch auch in die Therapieoptionen des Sjögren-Syndroms oder des SLE komme, so Aringer, endlich Bewegung. Als mögliche Add-on-Therapien für Patienten mit schwerer Lupusnephritis nannte der Rheumatologe Belimumab, Voclosporin und Obinutuzumab.

Vaskulitiden

Wie lange es für Patienten mit seltenen Vaskulitiden bis zur Diagnose dauern kann, führte Priv.-Doz. Dr. med. Christof Iking-Konert, Zürich/Schweiz, aus. Spätestens wenn bei einem Asthma-Patienten die dritte Manifestation hinzukomme, sollte man an eine eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) denken, für die nun erstmals eigene Empfehlungen veröffentlicht wurden. Mit Benralizumab stehe nun nach Mepolizumab ein zweiter IL-5-Inhibitor zur Verfügung. Bei Kleingefäßvaskulitiden hingegen gibt es neue Entwicklungen im Bereich der Komplementfaktor-Hemmung. Bereits zugelassen ist hier Avacopan (Kasten rechts „Es stand in der AMT“).

Vor allem bei einer „therapierefraktären“ Polymyalgie (PMR) solle man an eine Riesenzellarteriitis (RZA) denken (Kasten „Mehr zum Thema in der aktuellen AMT“). Bei der PMR zeigte sich Sarilumab wirksam. Der IL-6-Inhibitor wurde daher kürzlich in die S2e-Leitlinie aufgenommen [1]. Bei refraktärer RZA oder GC-assoziiertem Risiko könne man den weiteren IL-6-Inhibitor Tocilizumab geben. Damit ließe sich die Hälfte der Glucocorticoid-Dosis einsparen, es habe allerdings den Nachteil, dass man CRP nicht mehr zur Verlaufskontrolle nutzen könne.

Aufgrund der positiven Ergebnisse der Studie SELECT-GCA (Kasten „Mehr zum Thema in der aktuellen AMT“) erhielt der JAK-Inhibitor Upadacitinib eine Zulassungserweiterung für die RZA. Es fehlen jedoch noch Langzeitdaten.

Hoffnung setzt Iking-Konert in die IL-17-Hemmung: Die Daten seien etwas besser als für die IL-6-Hemmung, man habe weiterhin die Möglichkeit, CRP zur Verlaufskontrolle zu nutzen und es gebe nicht die Einschränkungen bei kardiovaskulären Risikofaktoren. „Vielleicht wird ja Secukinumab der Gewinner.“

Quelle

Prof. Dr. med. habil. Alexander Pfeil, Jena Prof. Dr. med. Martin Aringer, Dresden, Priv.-Doz. Dr. med. Christof Iking-Konert, Zürich/Schweiz, Symposium „2025 and beyond – Therapie rheumatischer Erkrankungen. Highlights – Was ist neu für die Praxis?“im Rahmen des 131. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), 3. Mai 2025, Wiesbaden.

Literatur

  1. Buttgereit F, Boyadzhieva Z, Reisch M, et al. S2e-Leitlinie zur Behandlung der Polymyalgia rheumatica: Update 2024. AWMF-Register-Nr. 060/006.
  2. Del Galdo F, Lescoat A, Conaghan PG, et al. EULAR re­commendations for the treatment of systemic sclerosis: 2023 update. Ann Rheum Dis. 2025;84(1):29–40. doi: 10.1136/ard-2024-226430

Mehr zum Thema in der aktuellen AMT

Psoriasis-Arthritis. Aktuelle Therapieempfehlungen. Arzneimitteltherapie 2025;43(04):141–7.

Riesenzellarteriitis. Phase-III-Studie mit Upadacitinib bei Riesenzellarteriitis. Arzneimitteltherapie 2025;43(04):160–1.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE). Erste deutsche S3-Leitlinie zum SLE-Management veröffentlicht. Arzneimitteltherapie 2025;43(04):165.

Polymyalgia rheumatica (PMR) und Riesenzellarteriitis (RZA). Interdisziplinär zur optimierten Versorgung. Arzneimitteltherapie 2025;43(04): 166–7.

Lungenfibrose. Wenn Rheuma auf die Lunge geht. Arzneimitteltherapie 2025;43(04): 167–8.

Es stand in der AMT

Reaktionswege der Komplementkaskade und Möglichkeiten der therapeutischen Blockade. Aktueller Überblick zu verfügbaren Inhibitoren und ihren möglichen Einsatzgebieten.
Arzneimitteltherapie 2025;43(02):54–65.

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