EditorialSusanne Heinzl und die Redaktion der Arzneimitteltherapie

Neu im Herausgeber-Gremium

Prof. Dr. Jürgen Schölmerich, Regensburg,und Prof. Dr. Clemens Unger, Freiburg

Diskussionsforum ArzneimitteltherapieEsther Voigt und Jürgen K. Rockstroh, Bonn

Fusionsinhibitoren in der Behandlung der HIV-Infektion

Die Anzahl stark vorbehandelter Patienten mit multiplen Resistenzen gegen die diversen verfügbaren antiretroviralen Substanzklassen wächst. Therapieoptionen für diese Gruppe von Patienten sind häufig limitiert. Der Fusionsinhibitor Enfuvirtid stellt eine neuartige, effektive Therapieoption für dieses Kollektiv dar. Ein suffizientes Hintergrund-Regime erscheint wesentlich, um eine Resistenzbildung gegenüber Enfuvirtid zu vermeiden.
Arzneimitteltherapie 2004;22:3-5.

ÜbersichtLudwin Ley und Thomas Herdegen, Kiel

Neuroprotektion als „Nebenwirkung“

Therapeutische Arzneimittelwirkungen am Nervensystem

In den letzten Jahren häufen sich Hinweise über neuroprotektive Eigenschaften von Substanzen und Substanzklassen, die primär nicht zur Behandlung neurodegenerativer und/oder neurovaskulärer Erkrankungen entwickelt und zugelassen wurden. Die klassischen neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson und verschiedene Formen der Demenz, insbesondere Morbus Alzheimer, entziehen sich sowohl einer erfolgreichen Prophylaxe als auch einer kausalen sowie dauerhaft wirksamen Therapie. Der ischämische und hämorrhagische Schlaganfall nimmt eine Sonderstellung unter den zentralnervösen Erkrankungen ein, da die Ursache in der Regel extrazerebral liegt. Die Ischämie kann jedoch die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen begünstigen und entzieht sich ebenfalls weitgehend einer Prophylaxe und kausalen Therapie. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die präventive und neuroprotektive Potenz der ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorantagonisten, Calciumantagonisten, CSE-Hemmer (Statine), Cyclooxygenase-Hemmstoffe, der Lithiumsalze und des Immunophilin-Hemmstoffs Tacrolimus und diskutiert ihre therapeutische Relevanz.
Arzneimitteltherapie 2004;22:6-19.

ÜbersichtJohann D. Ringe, Leverkusen, Dieter Felsenberg, Berlin, und Gerd Möller, Weiterstadt

Glucocorticoid-induzierte Osteoporose

Eine therapierbare Erkrankung mit hohem Frakturrisiko

Die Glucocorticoid-induzierte Osteoporose (GIOP) gehört zu den häufigsten und folgenschwersten Nebenwirkungen einer langzeitigen Glucocorticoid-Therapie. Der größte Knochenmasseverlust ereignet sich in den ersten Monaten der Therapie, einhergehend mit einer schnellen Zunahme des Frakturrisikos. Bisphosphonate stehen heute bei der Therapie und Prophylaxe der GIOP an erster Stelle. Die zur Behandlung der GIOP bei postmenopausalen Frauen bisher zugelassenen Bisphosphonate Risedronsäure und Etidronsäure sind in der neuen EBM-basierten Leitlinie zur Glucocorticoid-induzierten Osteoporose des Dachverbandes deutschsprachiger wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie (DVO) als Therapie der ersten Wahl empfohlen. Für die bei der Therapie der postmenopausalen Osteoporose gut dokumentierte Alendronsäure war den Zulassungsbehörden die Datenlage bezüglich GIOP bislang unzureichend. Das gleiche gilt für die interessante Option der intermittierenden intravenösen Therapie mit Ibandronsäure oder Zoledronsäure.
Arzneimitteltherapie 2004;22:20-5.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

ACE-Hemmer

Perindopril verhindert kardiovaskuläre Ereignisse bei KHK-Patienten

Der lang wirkende ACE-Hemmer Perindopril (Coversum®) verringert bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) das Risiko für kardiovaskulären Tod und Herzinfarkte. Dies ergab die EUROPA-Studie (European trial on reduction of cardiac events with perindopril instable coronary artery disease), in der 12 218 Patienten aus 24 europäischen Ländern randomisiert mit 8 mg Perindopril pro Tag oder Plazebo über durchschnittlich vier Jahre behandelt wurden.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Caspofungin

Empirische Therapie bei neutropenischen Patienten

Das Echinocandin Caspofungin (Cancidas®) ist zur empirischen Therapie bei Patienten mit Neutropenie und persistierendem Fieber mindestens gleich gut wirksam und signifikant besser verträglich als liposomales Amphotericin B. Dies ergab eine randomisierte, multizentrische, doppelblind durchgeführte Studie (Protokoll 026) mit über 1 000 Patienten. Dies ist damit die bisher größte Studie mit empirischer Gabe von Antimykotika.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. med. Julia Hofmann, Grafing

Multiresistente HIV-Infektion

Kein Vorteil durch strukturierte Therapieunterbrechung

Patienten mit multiresistenter HIV-Infektion profitierten nicht von einer strukturierten Unterbrechung der antiretroviralen Therapie. Weder ergaben sich immunologische oder virologische Vorteile, noch verbesserte sich die Lebensqualität. Die Behandlungspause führte vielmehr zu gefährlichen Krankheitsprogressionen, die zum Abbruch der Studie zwangen.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Orale Thrombin-Hemmer

Ximelagatran zur Sekundärprophylaxe nach Herzinfarkt

Der orale Thrombin-Hemmer Ximelagatran ist in Kombination mit Acetylsalicylsäure wirksamer bei der Verhinderung schwerer kardiovaskulärer Ereignisse in den ersten sechs Monaten nach Herzinfarkt als Acetylsalicylsäure allein. Dies ergab die ESTEEM-Studie (Efficacy and safety of the oral direct thrombin inhibitor ximelagatran in patients with recent myocardial damage).

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Selektive Estrogen-Rezeptormodulatoren

Raloxifen statt Estrogene

Bis vor einigen Jahren galt die Estrogen-Substitution als etabliertes Konzept für die Prophylaxe der postmenopausalen Osteoporose. Wegen des erhöhten Brustkrebsrisikos sollten heute für die Osteoporose-Prophylaxe bevorzugt andere Substanzen eingesetzt werden, zum Beipiel der selektive Estrogen-Rezeptormodulator Raloxifen (z. B. Optruma®). Raloxifen wirkt genauso stark wie Estrogene auf die Knochendichte, jedoch ohne proliferationsfördernde Wirkungen an Brust und Uterus.