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EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Die Grenzen der Inneren Medizin

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ÜbersichtHans-Christoph Diener, Essen*

Neue Arzneimittel zur Therapie der Migräneattacke und zur Prophylaxe der Migräne – Update 2022

Stand: 29. Januar 2022

Die wirksamste Therapie akuter Migräneattacken ist die Gabe von Triptanen. Lasmiditan ist ein neuer Arzneistoff zur Behandlung akuter Migräneattacken. Er wirkt als Serotonin(5-HT)1F-Agonist und besitzt keine vasokonstriktiven Eigenschaften. Die zentralen Nebenwirkungen schränken allerdings den praktischen Einsatz ein. Gepante sind Antagonisten am Calcitonin gene-related peptide(CGRP)-Rezeptor. Rimegepant und Ubrogepant sind bei der Behandlung akuter Migräneattacken wirksam und gut verträglich. In indirekten Vergleichen sind sie allerdings weniger wirksam als Triptane. Head-to-head-Studien fehlen bislang. Orale Gepante wie Atogepant und Rimegepant eignen sich auch zur Prophylaxe der Migräne. Alle monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor sind in der Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne wirksam. Dabei bestehen keine relevanten Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen den vier Antikörpern Erenumab, Eptinezumab, Fremanezumab und Galcanezumab. Der besondere Vorteil dieser Antikörper ist die gute Verträglichkeit. Monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP Rezeptor eignen sich auch zur Behandlung von Patienten mit chronischer Migräne und Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz oder Migränemitteln.
Arzneimitteltherapie 2022;40:174–88.

FlaggeEnglish abstract

Treatment of acute migraine attacks and migraine prophylaxis – update 2022

The most effective treatment for acute migraine attacks is the intake of triptans. Lasmiditan is a new drug for the treatment of acute migraine attacks. It acts as a 5-HT1F agonist and has no vasoconstrictive properties. However, the central side effects limit its practical use. Gepants are antagonists at the calcitonin gene-related peptide(CGRP)-receptor. Rimegepant and ubrogepant are effective in the treatment of acute migraine attacks. Both are well tolerated. However, in indirect comparisons they are less effective than triptans. Head-to-head studies with triptans are lacking so far. Oral gepants are also effective in the prophylaxis of migraine. This has been shown for atogepant and rimegepant. All monoclonal antibodies (mAb) against CGRP or the CGRP-receptor are effective in the prophylaxis of episodic and chronic migraine. There are no significant differences in efficacy between the four mAb erenumab, eptinezumab, fremanezumab and galcanezumab. The particular advantage of these mAbs is their good tolerability. Monoclonal antibodies against CGRP or the CGRP-receptor are also suitable for the treatment of patients with chronic migraine and headaches caused by overuse of analgesics or migraine medications.

Key words: atogepant, erenumab, eptinezumab, fremanezumab, galcanezumab, migraine, migraine prophylaxis, rimegepant, ubrogepant

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BerichtPeter Stiefelhagen, Starnberg

Neues aus der Kardiologie

88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie

Auch diesmal gab die 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK, 20.–23. April 2022 in Mannheim), die als Hybridveranstaltung durchgeführt wurde, einen breiten Überblick über die neuesten Entwicklungen in diesem Fachgebiet.
Arzneimitteltherapie 2022;40:190–3.

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Klinische StudieProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Vorhofflimmern

Sicherheit des oralen Faktor-XIa-Inhibitors Asundexian

Mit einem Kommentar des Autors
In einer multizentrischen, doppelblinden Phase-II-Studie an Patienten mit Vorhofflimmern wurde der neue orale Faktor-XIa-Hemmer Asundexian mit dem Faktor-Xa-Hemmer Apixaban verglichen. Für den primären Endpunkt ISTH-schwerwiegende Blutungskomplikationen oder klinisch relevante nicht schwerwiegende Blutungen zeigte sich eine 70%ige Reduktion zugunsten der beiden Dosierungen von Asundexian 20 mg und 50 mg im Vergleich zu Apixaban.

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Referiert & kommentiertDr. Miriam Sonnet, Rheinstetten

Refraktärer und idiopathischer chronischer Husten

P2X3-Rezeptorantagonist verringert Hustenfrequenz

Der orale P2X3-Rezeptorantagonist Gefapixant verringerte in den Phase-III-Studien COUGH-1 und COUGH-2 die 24-Stunden-Hustenfrequenz nach zwölf bzw. 24 Wochen im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit refraktärem bzw. idiopathischem chronischen Husten. Allerdings war auch unter Placebo eine hohe Ansprechrate zu beobachten.

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Referiert & kommentiertDr. Maja M. Christ, Stuttgart

Akute Depression

Antidepressiva-Kombinationen wirksamer als Monotherapie bei ähnlicher Verträglichkeit

Wie wirksam und verträglich Kombinationstherapien im Vergleich zu Monotherapien in der Behandlung akuter Depressionen sind, wurde in einer aktuellen Metaanalyse untersucht, die vor Kurzem in JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde.

Seite 196 - 204
Referiert & kommentiertDr. Larissa Tetsch, Maisach

Arteriosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen

Nutzen-Risiko-Analyse von Statinen: absolute Risikoreduktion miteinbeziehen

Für die Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen galt bisher das erklärte Ziel, erhöhte LDL(Low-Density-Lipoproteine)-Cholesterol-Werte in Abhängigkeit des individuellen kardiovaskulären Risikos zu reduzieren. Als besonders wirksame Lipidsenker kommen häufig Statine zum Einsatz. Ihr Nutzen könnte aber überschätzt werden, wenn lediglich relative Risikoreduktionen in die Nutzen-Risiko-Analyse einfließen – so das Ergebnis einer Metaanalyse. Die Autoren empfehlen deshalb, absolute Risikoreduktionen miteinzubeziehen.

Seite 196 - 204
Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

Antikoagulation bei venösen thromboembolischen Ereignissen

Krebs und Schwangerschaft erfordern ein differenziertes Vorgehen

Schwangerschaft und Krebs sind Situationen, die mit einem erhöhten Risiko für ein venöses thromboembolisches Ereignis (VTE) assoziiert sind. In solchen Situationen stellt sich die Frage, mit welchem Antikoagulans behandelt werden sollte. Sie war Gegenstand eines von den Firmen Bristol Myers Squibb und Pfizer im Rahmen des diesjährigen DGIM-Kongresses veranstalteten Satellitensymposiums.

Seite 196 - 204
Referiert & kommentiertDr. Maja M. Christ, Stuttgart

Morbus Parkinson

Inhalatives Levodopa verbessert Off-Phasen

Ab Mitte 2022 wird in Deutschland das erste inhalative Levodopa verfügbar sein. Es kann Patienten mit Morbus Parkinson helfen, Off-Phasen zu umgehen. Auf dem Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen im März 2022 stellten Experten die Ergebnisse der Zulassungsstudie vor.

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Referiert & kommentiertSabine M. Rüdesheim, Frechen-Königsdorf

Bewegungsstörungen und Sialorrhö

Mit aufgereinigtem Botulinum-Neurotoxin individuelle Therapieziele erreichen

IncobotulinumtoxinA wird in der Praxis zur Behandlung von Bewegungsstörungen, beispielsweise aufgrund von Spastik oder Dystonien, oder auch der chronischen Sialorrhö angewendet. Studien belegen sowohl die Wirksamkeit als auch die Verträglichkeit, so Experten bei einem von der Firma Merz Therapeutics im Rahmen des Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen veranstalteten Satellitensymposiums.

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PressekonferenzDr. Maja M. Christ, Stuttgart

Major Depression

Esketamin-Nasenspray ist der erste Vertreter der Rapid acting antidepressants

Dass Ketamin nicht nur als Narkoleptikum und Analgetikum eingesetzt werden kann, sondern auch eine antidepressive Wirkung hat, war eine zufällige Entdeckung. Auf einer Presseveranstaltung im März 2022 berichteten Experten von der 60-jährige Geschichte des Ketamins mit der Entwicklung vom Anästhetikum bis zum nasal applizierbaren Esketamin für die Akutbehandlung depressiver Notfälle.

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PressekonferenzChristine Vetter, Köln

Multiple Sklerose

Mit Teriflunomid auch gegen die Hirnatrophie

Der Wirkstoff Teriflunomid zeichnet sich durch Wirksamkeit bei der leichten bis moderaten, schubförmig-remittierenden multiplen Sklerose (RRMS) aus. Er senkt signifikant die Schubrate und hemmt langfristig die Behinderungsprogression. Teriflunomid wirkt zugleich der bei der MS forcierten Hirnatrophie entgegen, was sich positiv auf den Erhalt der kognitiven Fähigkeiten auswirken dürfte. Die Wirkungen von Teriflunomid beleuchteten drei Experten in einer virtuellen Fachpressekonferenz von Sanofi Genzyme.