Aripiprazol
Pharmakodynamik und Pharmakokinetik eines Antipsychotikums mit neuem Wirkungsmechanismus
Aripiprazol ist ein neues atypisches Antipsychotikum mit einem Wirkungsmechanismus, der sich durch einen hochaffinen Dopamin-D2- und Serotonin-5-HT1A-Rezeptor-Partialagonismus und einen Serotonin-5-HT2A-Rezeptorantagonismus auszeichnet. Die Substanz hat in Dosierungen von 15 bis 30 mg/Tag eine gute klinische Wirkung und ein günstiges Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil. Dieses beruht auf den besonderen pharmakodynamischen und -kinetischen Eigenschaften von Aripiprazol, die nachfolgend zusammenfassend erläutert sind.
Arzneimitteltherapie 2004;22:354-9.
Invasive Pilzinfektionen auf der Intensivstation
Erreger, welche vorrangig für nosokomiale Pilzinfektionen verantwortlich gemacht werden, sind Hefepilze, allen voran Candida albicans (45–75 %), gefolgt von jetzt häufiger nachgewiesenen Nicht-Candida-albicans-Arten (z. B. Candida glabrata, Candida parapsilosis, Candida tropicalis) sowie Fadenpilze wie die Aspergillus-Arten (ca. 2–5 %). Von grundsätzlicher Bedeutung für die Intensivstation sind zwei Erkrankungsmanifestionen durch humanpathogene Pilze: 1. die Fungämie durch Candida-Spezies und 2. seltener die invasive Aspergillose zumeist in Form der invasiven pulmonalen Aspergillose. Die häufigste klinische Präsentation ist die Fungämie bzw. Candidämie, wobei insbesondere bei nicht-neutropenischen Patienten der zentrale Venenkatheter oder nach abdominal-chirurgischen Eingriffen der Darm als Ausgangsquelle verantwortlich gemacht wird. Für die Therapie invasiver Pilzinfektionen galten bisher Amphotericin B sowie alternativ Lipidformulierungen (Aspergillose und Candidose) und Fluconazol (nur Candidose) als Standard. Die neueren Substanzen wie Caspofungin und Voriconazol haben ein sehr breites Wirkungsspektrum gegen Candida und Aspergillus-Spezies und zeichnen sich durch geringere Nebenwirkungen aus.
Arzneimitteltherapie 2004;22:360-70.
Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa
Ein Update der Consensus-Empfehlungen
Die Colitis ulcerosa (CU) stellt eine chronische Erkrankung besonders jüngerer Patienten dar. Ihre Prävalenz wird in Deutschland auf bis zu 150 000 Betroffene geschätzt. Im Februar 2004 wurde zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa in Berlin eine Konsensuskonferenz veranstaltet, die auf einer früheren Konferenz (Lübeck, 1999) aufbaute. Es nahmen über 80 Experten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland teil (Ärzte aus allen Versorgungsstufen und allen beteiligten Fächern). Patientenvertreter der Deutschen Morbus Crohn und Colitis-ulcerosa-Vereinigung e.V. (DCCV) und Methodiker (Institut für Medizinische Informatik, Universität Tübingen) waren beteiligt. Die Konferenz sowie die Vor- und Nachbereitung wurden vom Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen, der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen und der W.-Otto-Stiftung unterstützt.Im Folgenden werden die Empfehlungen ohne Erläuterungen und Literatur dargestellt, eine ausführliche Version erschien im Septemberheft 2004 der Zeitschrift für Gastroenterologie bzw. auf der Internet-Seite der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Wie die Leitlinie überarbeitet wurde, wird im Kasten auf Seite 372 erläutert. Basis waren eine Methodik der Zentralstelle für Ärztliche Qualitätssicherung (ÄZQ) sowie eine enge Zusammenarbeit mit Prof. Dr. H.-K. Selbmann, Universität Tübingen, dem Leitlinienbeauftragten der AWMF.
Arzneimitteltherapie 2004;22:371-6.
Migräne
Prophylaxe mit Topiramat
In einer 26-wöchigen randomisierten, Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudie erwiesen sich 100 und 200 mg/Tag Topiramat als migräneprophylaktisch wirksam. Bevorzugt sollten 100 mg eingesetzt werden, da sie deutlich weniger Nebenwirkungen haben als 200 mg.
Schmerztherapie
Bei Nierenkolik NSAR statt Opioide
Eine Metaanalyse zu Schmerzmitteln bei Nierenkolik weist auf einen möglichen Vorteil nichtsteroidaler Antiphlogistika (NSAR) gegenüber Opioiden hin.
Morbus Crohn
Unter Infliximab heilen manche Fisteln ab
Patienten mit einer Enteritis regionalis Crohn und begleitender Fistelbildung, die initial auf eine Therapie mit dem monoklonalen TNF-Antikörper Infliximab ansprechen, profitieren von einer Weiterführung der Therapie: In einer Studie zeigten nach 54 Wochen signifikant mehr Patienten unter Verum eine komplette Fistelabheilung im Vergleich zu Patienten unter Plazebo.
CSE-Hemmer
Atorvastatin bei rheumatoider Arthritis wirksam
Patienten mit rheumatoider Arthritis haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. CSE-Hemmer, die neben der Lipidsenkung möglicherweise auch immunmodulatorisch wirken, könnten hier „zwei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen.
HIV/AIDS
Therapie perinatal infizierter Kinder
Da die Erkrankung bei HIV-1-infizierten Kindern schneller fortschreitet als bei Erwachsenen, ist der Zeitpunkt des Beginns sowie die Art der antiretroviralen Therapie wichtig für den Erfolg. Bisher gab es keine durch Studien untermauerte Empfehlungen.
Dualer Angriffspunkt
Telmisartan hemmt Angiotensin- und PPA-Rezeptoren
Der Angiotensin-Rezeptorantagonist Telmisartan (Micardis®) wirkt zusätzlich als partieller Agonist an Peroxisomen-Proliferator-aktivierten Rezeptoren-γ (PPARγ). Möglicherweise erklären sich so günstige Wirkungen auf den Glucose-Stoffwechsel.
HAMLET
Vielversprechende Substanz bei HPV-induzierten Erkrankungen
Eine aus der Muttermilch isolierte Substanz „HAMLET“ (human alpha-lactalbumin made lethal to tumor cells) induziert in vitro den Zelltod transformierter Zellen und bei topischer Anwendung die Regression von Warzen. Ihr therapeutischer Einsatz bei anderen HPV-induzierten Erkrankungen muss weiter untersucht werden.
Arzneimittelnebenwirkungen
Häufiger Grund für Krankenhauseinweisungen
6,5 % aller Krankenhauseinweisungen liegt eine Arzneimittelnebenwirkung zugrunde. Die meisten dieser Nebenwirkungen sind vorhersehbar und betreffen ältere Patienten. Dies ist das Ergebnis einer prospektiven Studie in Großbritannien mit über 18 000 Patienten.
Chronische Hepatitis C
Nach Genotyp und Ansprechen differenziert therapieren
Eine chronische Hepatitis C kann mit der Kombination aus pegyliertem Interferon alfa und Ribavirin bei etwa 80 % aller Patienten mit den HCV-Genotypen 2 und 3 geheilt werden, bei Patienten mit protokollgerechter Therapie liegt der Anteil noch höher. Schwierigkeiten bereitet jedoch nach wie vor die Therapie von Non-Respondern vor allem mit einer Infektion vom Genotyp 1, wie unter anderem auf einem von Essex Pharma unterstützten Symposium berichtet wurde.