EditorialProf. Dr. med. Ulrich Hegerl, Leipzig

Pro und Kontra der Behandlung mit Antidepressiva

Neue Arzneimittel in der DiskussionGrzegorz Kofla und Markus Ruhnke, Berlin

Anidulafungin

Neues Echinocandin zur Behandlung von invasiven Candida-Infektionen

Mit der Zulassung von Anidulafungin (Ecalta®) am 20. September 2007 steht ein weiteres Antimykotikum aus der Substanzgruppe der Echinocandine zur Verfügung. Aufgrund des Wirkungsmechanismus mit Angriff an der Zellwand durch Hemmung der 1,3-b-d-Glucansynthase besteht keine Kreuzresistenz gegen Antimykotika vom Typ der Azole und Polyene. In vitro wirkt Anidulafungin sehr gut gegen alle Aspergillus- und Candida-Spezies. Ein wichtiger Unterschied zu den Azol-Antimykotika ist das geringe Potenzial von Arzneimittelwechselwirkungen. Eine Dosisanpassung ist bei Nieren- und/oder Leberinsuffizienz nicht erforderlich. Die Zulassung wurde für die Behandlung invasiver Candida-Infektionen und Candidämien bei nicht-granulozytopenischen Patienten erteilt.
Arzneimitteltherapie 2008;26:315–20.

FlaggeEnglish abstract

A novel echinocandin for treatment of invasive Candida infections and candidemia

Echinocandins are a new class of drugs that have shown promising results in treating a variety of fungal infections. Of these, anidulafungin is a novel echinocandin that appears to have several advantages over existing antifungals. It is unique because it slowly degrades in humans, undergoing a process of biotransformation rather than being metabolized. It has potent in vitro activity against Aspergillus and Candida species. Results of several clinical trials indicate that anidulafungin is effective in treating esophageal candidiasis, including azole-refractory disease. The results of a recent study comparing fluconazole versus anidulafungin demonstrated the superiority of anidulafungin in the treatment of candidemia and invasive Candida infections. No significant drug-drug interactions or adverse events were reported so far. Anidulafungin appears to have an excellent safety profile. Anidulafungin can be given safely to patients with impaired renal function and hepatic impairment with no need for dosage adjustment. Anidulafungin was licensed in Europe for the treatment of invasive Candida infections in adult non-neutropenic patients.

Keywords: Anidulafungin, pharmacology, pharmacokinetics, Candida, invasive Candida infection, candidemia

ÜbersichtAntje Steveling, Sabine Schipf, Markus M. Lerch, Tobias Lohmann, Henry Völzke undHenri Wallaschofski, Greifswald

Prävention von Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2: Was können wir tun?

Nach zuverlässigen Schätzungen wird der Diabetes mellitus Typ 2 im Jahr 2025 die häufigste chronische Krankheit darstellen, die weltweit voraussichtlich etwa 300 Mio. Menschen betreffen wird. Diese Situation stellt ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar und wird in Zukunft einen entscheidenden Einfluss auf unser Gesundheitssystem haben. Der Einfluss des Lebensstils auf die Entwicklung der Erkrankung konnte wiederholt belegt werden. Kürzlich wurde der Zusammenhang zwischen einer Änderung des Lebensstils und der Entwicklung einer gestörten Glucosetoleranz beim Diabetes mellitus Typ 2 in drei großen randomisierten kontrollierten Langzeitstudien untersucht. Übereinstimmend konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung einer gestörten Glucosetoleranz zum Diabetes mellitus Typ 2 um 50 bis 60 % allein durch Steigerung der körperlichen Aktivität und Reduktion der zugeführten Kalorienmenge reduziert werden kann. Die überzeugenden Effekte einer Änderung des Lebensstils wurden in diesen Studien ausschließlich bei Hochrisikopatienten nachgewiesen, so dass die Ergebnisse nur einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung mit dem Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 repräsentieren. Dennoch müssen wir uns fragen, wie praktikabel dieser Ansatz sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft sein kann. Um einen umfassenden Erfolg zur Verhinderung der rasch fortschreitenden Ausbreitung des Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen zu erreichen, bedarf es sowohl individueller als auch allgemeingültiger Verhaltensänderungen, die sich auf den Lebenswandel und medikamentöse Behandlungsformen beziehen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:323–31.

FlaggeEnglish abstract

Prevention of obesity and type 2 diabetes mellitus: what can we do?

Type 2 diabetes mellitus and its complications are rapidly becoming one of the most common chronic diseases with a predicted increase to about 300 million people in 2025. This situation not only represents a major health problem for individuals but also implies a major future economic impact on health care systems. Epidemiological and historical data suggest a great potential for lifestyle intervention, and several small studies, generally over short periods, showed the benefit of healthy lifestyle on improving or delaying the deterioration of glucose tolerance. Recently, three large randomized controlled and longitudinal trials demonstrated the effect of lifestyle changes on the progression from impaired glucose tolerance to type 2 diabetes. Consistently, the progression from impaired glucose tolerance to diabetes could be reduced up to 50 to 60 %. These trials targeted high-risk subjects which may represent only a small proportion of the population at risk for type 2 diabetes. However, the question is, how practicable those strategies may be either for individuals or community-based programmes in general? Type 2 diabetes represents a complex problem, and a solution is only likely to be found in a multi-faced approach. It is proved that the onset of type 2 diabetes can at least be delayed in a variety of ways, and the challenge now is to develop methods to implement these interventions. Widespread success is likely to require action at both the individual and societal level, utilizing lifestyle as well as pharmacological tools.

Keywords: Prevention, diabetes mellitus type 2, lifestyle intervention

ÜbersichtPeter Härle und Martin Fleck, Regensburg

Immunsuppressive Therapie bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen im Vorfeld elektiver …

Die Frage nach einer perioperativen Beendigung, Fortführung oder Modifikation einer immunsuppressiven Therapie bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen stellt den klinisch tätigen Arzt häufig vor ein Dilemma. Bei fortgesetzter Therapie wird eine erhöhte Infektionsrate mit gesteigerter Morbidität und Sterblichkeit sowie bei Reduktion der Immunsuppression die Möglichkeit einer Krankheitsexazerbation gefürchtet. Die aktuelle Datenlage lässt für die eingesetzten Präparate keine Evidenz-basierten Empfehlungen zu, sodass gegenwärtig eine individuelle Entscheidung im interdisziplinären Diskurs getroffen werden muss. Aufgrund dieser geringen Evidenzlage haben wir wichtige Aspekte für den Umgang mit den beschriebenen Medikamenten im perioperativen Management dargelegt.
Arzneimitteltherapie 2008;26:332–6.

FlaggeEnglish abstract

Immunosuppressive therapy around the time of elective surgery in patients suffering from rheumatic diseases

Whether to stop or continue immunosuppressive therapy around the time of elective surgery in patients suffering from rheumatic diseases is a dilemma. On the one hand, potential wound infection with severe septic, or even lethal consequences for the patient has to be considered. On the other hand, there may be an exacerbation of the rheumatic disease. There are no data from controlled clinical trials to allow evidence-based recommendations. Therefore, a decision has to be made by the surgeon and the rheumatologist on an individual basis. Due to the lack of good evidence on this topic, the authors describe important aspects of their own perioperative management with the discussed immunosuppressive drugs.

Keywords: Wound healing, infection, surgery, rheumatic diseases, DMARD

Fragen aus der PraxisGerd Luippold und Klaus Mörike, Tübingen

Nierenschädigung durch Langzeittherapie der rheumatoiden Arthritis mit niedrig dosiertem Methotrexa…

Vor 20 Jahren wurde bei einer jetzt 58-jährigen Patientin eine rheumatoide Arthritis mit positivem Rheumafaktor diagnostiziert. Das Serumcreatinin lag bei 0,6 mg/dl, die Urinanalyse war negativ. Die Patientin erhielt zur akuten Schmerzlinderung peripher wirkende Analgetika und wurde mit Methotrexat (7,5 mg/Woche) auf eine orale Langzeittherapie eingestellt. Das Serumcreatinin stieg bei guter Krankheitskontrolle durch Methotrexat über die Jahre bis auf 2,0 mg/dl. Eine Nierenbiopsie zeigte eine fortgeschrittene interstitielle Fibrose und Sklerosierung der Glomeruli.

Klinische StudieProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Migräneprophylaxe

Ermittlung des Plazebo-Effekts

Die Plazebo-Rate in randomisierten Studien zur Migräneprophylaxe liegt für Responder – das sind Patienten, die eine Reduktion der Migränefrequenz von mehr als 50 % aufweisen – bei 21 %. Die Plazebo-Rate ist in Studien, die in Europa durchgeführt werden, größer als in Studien in den USA.

Klinische StudieProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Migräneprophylaxe

Oxcarbazepin nicht wirksam

In einer randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie war Oxcarbazepin in der Prophylaxe der Migräne nicht besser wirksam als Plazebo.

Klinische StudieProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Spannungskopfschmerz

Botulinumtoxin nicht wirksam

In einer randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studie mit 118 Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen waren lokale Injektionen von Botulinumtoxin in perikranielle und Halsmuskeln nicht wirksam.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Multiple Sklerose

Rituximab zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose

Rituximab, ein monoklonaler Antikörper, der CD20-positive B-Zellen hemmt, war in einer Phase-II-Studie bei Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose in der Lage, neu auftretende Entmarkungsherde in der Kernspintomographie signifikant zu reduzieren.

Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans Christoph Diener, Essen

Schubförmige multiple Sklerose

Vergleich von Azathioprin und Interferon

In einer randomisierten Studie mit 94 zuvor unbehandelten Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose wurden die Interferone Betaferon®, Avonex® und Rebif® mit Azathioprin (z. B. Imurek®) über einen Zeitraum von 12 Monaten verglichen. Beide Therapien waren wirksam, wobei die Behandlung mit Azathioprin wirksamer war.

Referiert & kommentiertPriv.-Doz. Dr. med. Christian Weimar, Essen

Sekundärprophylaxe von Schlaganfällen

Acetylsalicylsäure plus Dipyridamol vergleichbar mit Clopidogrel

Das Risiko für einen erneuten Schlaganfall ist bei Patienten, die nach kurz zuückliegendem ischämischem Schlaganfall entweder Acetylsalicylsäure plus Dipyridamol oder Clopidogrel zur Sekundärprophylaxe erhielten, vergleichbar.Die Ergebnisse der PRoFESS-Studie wurden bei der XVII. European Stroke Conference in Nizza vom 13. bis 16. Mai 2008 vorgestellt.

Referiert & kommentiertPriv.-Doz. Dr. med. Christian Weimar, Essen

Schlaganfall

Neue Studienergebnisse zur interventionellen Therapie

Bisher existieren keine Studien zum Langzeitnutzen einer Carotis-Stent-Behandlung von symptomatischen Stenosen im Vergleich zur Carotis-Thrombendarteriektomie. Auch zur interventionellen Behandlung von intrazerebralen Blutungen mit Ventrikeleinbruch existieren bisher nur kleinere monozentrische Untersuchungen. Die Ergebnisse der Studien EVA-3S, SPACE und CLEAR-IVH wurden bei der XVII. European Stroke Conference in Nizza vom 13. bis 16. Mai 2008 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Heike Oberpichler-Schwenk, Stuttgart

Gerinnungshemmung

Oraler Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban

Mit Rivaroxaban steht der erste orale Faktor-Xa-Inhibitor kurz vor der Marktreife. In Phase-III-Studien verhinderte Rivaroxaban venöse Thromboembolien (VTE) nach orthopädischen Eingriffen erfolgreicher als Enoxaparin, bei gleichem Blutungsrisiko. Sein Einsatz in der Therapie von Venenthrombosen sowie zur VTE-Prävention bei internistischen/kardiologischen Erkrankungen wird in laufenden Phase-II- und -III-Studien untersucht. Das umfangreiche Entwicklungsprogramm wurde bei einem Symposium und einer Pressekonferenz der Firma Bayer Vital in Wiesbaden am 21. Februar 2008 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Echinocandin-Antimykotika

Caspofungin bei Aspergillose

Das Echinocandin Caspofungin (Cancidas®) zeigte in verschiedenen Untersuchungen bei Patienten mit Aspergillus-Infektionen auch in der First-Line-Therapie eine gute Wirkung und Verträglichkeit. Für diese Indikation ist das Antimykotikum bislang aber noch nicht zugelassen. Neue Daten hierzu wurden von der Firma MSD SHARP & DOHME beim 18th European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) vom 19. bis 22. April 2008 in Barcelona vorgestellt und diskutiert.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Liebing, Stuttgart

Schweres allergisches Asthma bronchiale

Neues Netzwerk für Berlin/Brandenburg

Eine verbesserte Versorgung von Patienten mit schwerem allergischem Asthma bronchiale ist das Ziel der Kooperation von Ärzten des Allergie-Centrum-Charité und niedergelassenen Ärzten. Das Netzwerk Schweres Allergisches Asthma (SAA) Berlin/Brandenburg wurde im Rahmen einer von der Firma Novartis veranstalteten Pressekonferenz in Berlin am 14. April 2008 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Liebing, Stuttgart

Schilddrüsenerkrankungen

Langzeittherapie und Nachsorge

Die Erarbeitung optimaler Konzepte in der Langzeittherapie von benignen und malignen Schilddrüsenerkrankungen war das zentrale Thema des von der Merck Pharma GmbH veranstalteten Wiesbadener Schilddrüsensymposiums am 8. März 2008. Als Ziele der Nachsorge einer Schilddrüsenoperation und Radioiodtherapie nannten die Referenten eine euthyreote Stoffwechsellage und die Vermeidung einer Hypothyreose. Kontrovers ist die Datenlage zur Vorgehensweise bei der Struma nodosa.

Referiert & kommentiertDr. Tanja Liebing, Stuttgart

Sklerodermie

Zulassungserweiterung für Bosentan

Bosentan (Tracleer®), ein oraler Endothelin-Rezeptorantagonist, erhielt Mitte 2007 von der europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) auf Basis der RAPIDS- 1- und -2-Studien die Zulassungserweiterung zur Reduktion der Anzahl neuer digitaler Ulzerationen bei Sklerodermie-Patienten. Damit steht insbesondere für schwer betroffene Patienten ein viel versprechender Therapieansatz zur Verfügung. Dies war Thema eines von der Firma Actelion Pharmaceuticals veranstalteten Fachpressegesprächs „Zulassungserweiterung für Bosentan – neue Therapieoption für Sklerodermiepatienten mit digitalen Ulzerationen“, am 12. April 2008 in Köln.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Mammakarzinom

Letrozol verhindert Fernmetastasen besser als Anastrozol