Arzneimittelwechselwirkungen in der oralen CLL-Therapie
In der zielgerichteten oralen Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) haben die Bruton-Tyrosinkinase(BTK)-Inhibitoren, der B-Zell-Lymphom-2(Bcl-2)-Inhibitor Venetoclax und der Phosphatidylinositol-3-Kinase(PI3K)-Inhibitor Idelalisib in den letzten Jahren neue Maßstäbe gesetzt. Allerdings erfordert ihr Einsatz solide klinisch-pharmakokinetische Kenntnisse. So unterliegt beispielsweise der BTK-Inhibitor Ibrutinib einem sehr ausgeprägten First-Pass-Effekt, sodass es bereits mit moderaten Induktoren und Inhibitoren des Cytochrom P450(CYP) 3A4 zu klinisch relevanten Wechselwirkungen kommt. Die Weiterentwicklungen Acalabrutinib, Zanubrutinib und Pirtobrutinib bieten diesbezüglich Vorteile. Auch bei Venetoclax ist im Rahmen einer unvermeidlichen Komedikation mit potenten CYP3A4-Inhibitoren auf eine ausgeprägte Dosisreduktion zu achten, um potenzielle schwere Toxizitäten einzugrenzen. Beim PI3K-Inhibitor Idelalisib kommt hinzu, dass es sich um einen starken CYP3A4-Inhibitor handelt. Hier kann es mit zahlreichen anderen Wirkstoffen zu einem deutlichen Anstieg der Plasmaspiegel kommen. Um die Komplexität möglicher klinisch-pharmakokinetischer Veränderungen besser eingrenzen zu können, wäre der Zugriff auf ein therapeutisches Drug-Monitoring (TDM) hilfreich. Dieses ist aber bis heute in vielen klinisch-onkologischen Zentren nicht etabliert.
English abstract
Risks for drug-drug interactions during oral treatment of CLL
Oral Bruton tyrosine kinase inhibitors (BTK-I), venetoclax (bcl2-inhibitor) as well as the phosphatidyl inositol 3-kinase inhibitor (PI3Ki) idelalisib have set a new standard in the targeted treatment of chronic lymphocytic leukemia (CLL) within the last years. However, solid knowledge regarding their clinical-pharmakokinetic pattern is mandatory for advisory capacity. E.g. Ibrutinib undergoes an extensive cytochrome P450 3A4 (CYP3A4)-mediated first-pass-effect which makes the drug very sensitive to moderate CYP3A4 inducing or inhibiting agents. In this context, further derivatives like acalabrutinib, zanubrutinib and pirtobrutinib are advantageous. In case of venetoclax, very accurate dose modifications have to be carried out when strong or moderate CYP3A4 inhibitors are unavoidable as comedication in order to avoid potentially severe side effects. Special attention is warranted when the PI3Ki idelalisib is used as comedication because this drug itself belongs to the group of strong CYP3A4 inhibitors with increased plasma levels of the CYP3A4 cosubstrates as a consequence. The potential complexity of DDI may be better tracked by therapeutic drug monitoring (TDM), which has, however, not yet been established in most clinical-oncological medical centers.
Key words: Bruton tyrosine kinase inhibitor; CYP3A4; drug-drug interactions
Sotatercept
Aktivin-A-Inhibitor zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie
Zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) wurde 2024 der Aktivin-A-Inhibitor Sotatercept zugelassen. Das First-in-Class-Therapeutikum ist für die subkutane Add-on-Behandlung in Kombination mit anderen PAH-Therapeutika vorgesehen. Es kommt für erwachsene Patienten mit der WHO-Funktionsklasse II bis III infrage.
English abstract
Sotatercept. Activin A inhibitor for the treatment of pulmonary arterial hypertension
The activin A inhibitor sotatercept was approved in 2024 to improve the physical performance of patients with pulmonary arterial hypertension (PAH). The first-in-class medicine is intended for subcutaneous add-on treatment in combination with other PAH drugs. It is suitable for adult patients with WHO functional class II to III.
Key words: activin A inhibitor; pulmonary arterial hypertension; sotatercept
Interdisziplinär vereint – Innere Medizin und Diabetes
Am 7. und 8. Februar 2025 fand in München der 14. Kongress „Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos“ statt. Auf dem Programm standen neue Möglichkeiten der frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 und 2 mit besonderem Fokus auf der Behandlung von Adipositas, neuen Technologien und künstlicher Intelligenz sowie der personalisierten Behandlung. In der Pressekonferenz am Freitag gaben die Referierenden in Kurzvorträgen einen Überblick über die wichtigsten Themen.
GLP-1-Rezeptoragonisten
Weniger Alkohol, aber nicht weniger Trinktage
Beobachtungsdaten legen nahe, dass GLP-1-Rezeptoragonisten das Verlangen nach Alkohol und auch dessen Konsum reduzieren. Damit könnten sie einen unerfüllten Bedarf bei der medikamentösen Behandlung von Menschen mit missbräuchlichem Alkoholkonsum erfüllen. In einer Phase-II-Studie an der University of North Carolina, USA, wurde nun die Wirksamkeit von Semaglutid bei Erwachsenen mit missbräuchlichem Alkoholkonsum untersucht.
Diabetes mellitus und chronische Nierenkrankheit
Welchen Nutzen haben GLP-1-Rezeptorantagonisten?
Etwa 40 % aller Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 entwickeln mit der Zeit eine chronische Nierenkrankheit, wodurch das ohnehin erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen weiter steigt. Blutzuckersenkende Wirkstoffe wie GLP-1-Rezeptoragonisten sollen dieses Risiko reduzieren. Ihr Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde nun in einem Review randomisierter, kontrollierter Interventionsstudien analysiert.
Diabetes mellitus
Wocheninsuline in der praktischen Anwendung
Eine Injektion von Basalinsulin einmal wöchentlich kann für Patienten mit Diabetes mellitus vorteilhaft sein. Effektivität und Sicherheit stehen der täglichen Dosierung in nichts nach. Es gilt bei der Anwendung jedoch einige Besonderheiten zu beachten.
Nierentransplantation interdisziplinär
Welche neuen Arzneimittel sind wichtig für transplantierte Patienten?
Patienten nach Nierentransplantation sind aus den regulären Zulassungsstudien meist ausgeschlossen, haben jedoch einen hohen Bedarf an Pharmakotherapien. Viel tut sich gerade im Bereich der Abstoßungsprävention und -behandlung. Auf einer Fortbildungsveranstaltung der Universitätsmedizin Mainz stellten Experten die aktuelle Evidenz und Herausforderungen in der Praxis vor.
Nierentransplantation interdisziplinär
Prophylaxe oder Therapie? Neues zu CMV und Co.
Ob Cytomegalie- oder Epstein-Barr-Virus: Die Immunsuppression von transplantierten Patienten bringt eine hohe Infektionsanfälligkeit mit sich. Im Vergleich zu anderen Transplantationen stünden Patienten mit Nierentransplantation jedoch sogar noch ganz gut da, wie Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Mainz, auf einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Nierentransplantation interdisziplinär“ der Universitätsmedizin Mainz darlegte.
Schweres Asthma bei Kindern und Jugendlichen
Pädiatrische Pneumologen beklagen Fehlversorgung
Die medikamentöse Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit schwerem Asthma bronchiale entspricht häufig nicht aktuellen Leitlinien. Pädiatrische Pneumologen beklagen eine Unterversorgung der Patienten mit Biologika.
Pneumologiekongress 2025
Pulmonale Infektionen jenseits des Alltags
„Herausforderungen und Möglichkeiten“ lautete das Motto des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V., der vom 9. bis 12. April 2025 stattfand. Dazu passend wurden in einem Präsidentensymposium seltene pulmonale Infektionskrankheiten thematisiert.
Peritoneale Dialyse
Patienten profitieren von Icodextrin-haltiger Dialyselösung
Für die peritoneale Dialyse werden vorwiegend Glucose-Lösungen verwendet. Bei langjähriger Anwendung verändert sich dadurch die Struktur der Peritonealmembran und die Dialyse wird weniger effektiv. Eine Alternative sind Dialyselösungen mit Icodextrin. Diese sind schon länger auf dem Markt, doch konnte erst 2024 in einer Untersuchung gezeigt werden, dass sie hinsichtlich des Sterberisikos, Methodenversagen und dem ersten Auftreten einer Peritonitis der Anwendung von Glucose-Lösungen überlegen sind. Bei einem Pressebriefing der Firma Baxter wurden die Ergebnisse vorgestellt.
Primär biliäre Cholangitis
Neue Zweitlinientherapie mit Seladelpar
Mit Seladelpar steht Patienten mit primär biliärer Cholangitis, die auf Ursodeoxycholsäure unzureichend ansprechen oder eine Unverträglichkeit aufweisen, nun eine neue Therapieoption zur Verfügung. In einer Fachpressekonferenz erläuterten Experten Pathogenese und Symptomatik der seltenen Erkrankung sowie die wichtigsten Studiendaten des neuen Arzneimittels.