EditorialStephan Grabbe, Sebastian Zimmer und Petra Staubach, Mainz

Einsatz von Biologika

Einsatz von Biologika

Psoriasis und andere entzündliche Hauterkrankungen

ÜbersichtMatthias Augustin und Marc Alexander Radtke, Hamburg

Arzneimitteltherapie der Psoriasis-Arthritis

Die Behandlung der Psoriasis-Arthritis (PsA) orientiert sich an den Empfehlungen der Fachgesellschaften „Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis“ (GRAPPA) und „European League Against Rheumatism“ (EULAR). Radiologische Progression und Entzündung sollen möglichst reduziert werden, damit eine Remission erreicht werden kann. Für die Auswahl der Therapie muss die Lebensqualität und Komorbidität der Patienten berücksichtigt werden. Initial werden NSAR und Glucocorticoide eingesetzt. Eine starke Beteiligung der Gelenke spricht für den frühen Einsatz von DMARD (z.B. Methotrexat), auch wenn die meisten Daten aus Untersuchungen zur rheumatoiden Arthritis stammen. Je nach prädominierender Beteiligung (peripher, axial, Daktylitis, Enthesitis, Haut, Nägel) unterscheidet sich die Therapie. Für TNF-α-Hemmer liegt insgesamt die höchste Evidenz vor.
Arzneimitteltherapie 2017;35:244–57.

FlaggeEnglish abstract

Pharmacotherapy of psoriatic arthritis (PsA)

Treatment of psoriatic arthritis is based on the recommendations of two medical societies: GRAPPA and EULAR. Radiologic progression and inflammation should be reduced to achieve remission. Practitioners have to consider quality of life and comorbidity when selecting therapy. Guidelines recommend NSAID and glucocorticoids for first-line treatment. DMARD (disease modifying antirheumatic drugs) must be considered early, if there many swollen joints; though most of the data was collected in trials with patients suffering from rheumatoid arthritis. Therapy varies by type of PsA (peripheral, axial, dactylitis, enthesitis, skin, nails). Overall TNF-α-inhibitors show the highest evidence.

Key words: Psoriatic arthritis, pharmacotherapy, GRAPPA, EULAR

ÜbersichtPetra Staubach und Sebastian Zimmer, Mainz

Entzündliche Dermatosen

Biologika-Therapie

Durch das immer bessere Verständnis der Pathophysiologie chronisch entzündlicher Hauterkrankungen hat sich das Therapiespektrum vor allem für schwere Verlaufsformen erweitert. Durch die Erkenntnis des immunologischen Zusammenspiels verschiedener Zytokine konnten diese als Angriffspunkt für neue Biologika identifiziert werden. Auf diese Weise erfuhr das dermatologische Behandlungsrepertoire eine Revolution. Es stehen nun statt der reinen Externa-Therapie immer mehr Systemtherapeutika zur Verfügung. Im Zuge dieser Entwicklung erkannte man auch, dass bei einigen chronisch entzündlichen Dermatosen eine systemische Entzündung mit einer konsekutiv erhöhten Komorbidität vorliegt, die letztlich einer systemischen Therapie bedarf.
Arzneimitteltherapie 2017;35:261–71.

FlaggeEnglish abstract

Inflammatory dermatoses – biologics therapy

The therapeutic spectrum for chronic inflammatory skin disorders, especially for severe cases, has been broadened by the increasingly better understanding of their pathophysiology. Through the realization of the immunological interaction of various cytokines, these could be identified as new targets for biologic therapies. This led to a revolution in the dermatological treatment repertoire. More and more systemic therapeutic options are available instead of the prior purely external treatment options. In the course of this development it became evident that several chronic inflammatory skin dermatological disorders are accompanied by a high comorbidity load which ultimately calls for systemic therapy.

Key words: Biologics; dermatosis; psoriasis

ÜbersichtKarl Messlinger, Erlangen, Dagny Holle-Lee und Hans-Christoph Diener, Essen*

Bedeutung des Neuropeptids CGRP bei primären Kopfschmerzen

CGRP-Antikörper zur Migräneprophylaxe

Die Ätiologie und Pathogenese der primären Kopfschmerzen Migräne oder Clusterkopfschmerz ist nur teilweise geklärt. Ein biologischer Mediator, das Calcitonin gene-related peptide (CGRP), scheint bei beiden Kopfschmerzentitäten eine wichtige Rolle zu spielen. CGRP ist ein vasoaktives Neuropeptid, das von einem Teil der primären afferenten Nervenfasern freigesetzt wird. Es hat in vielen Organen meist protektive Wirkungen, kann aber bei Migränepatienten auch Kopfschmerzattacken auslösen. Die Mechanismen sind dabei weitgehend unklar, die Diskussion um eine periphere versus zentrale Wirkung von CGRP ist im Gange. Ungeachtet dessen zielt die bestehende und zukünftige Pharmakotherapie dieser Erkrankungen entweder darauf, die Freisetzung von CGRP durch selektive 5-HT1B/D-Agonisten (die sogenannten Triptane) zu hemmen, CGRP-Rezeptoren durch Antagonisten (sog. Gepante) zu blockieren oder neuerdings, noch in klinischer Prüfung befindlich, das Molekül CGRP selbst oder CGRP-Rezeptoren durch humanisierte monoklonale Antikörper zu inaktivieren. Insbesondere durch die Antikörper hofft man, vor allem hochfrequente und chronische Migräne sowie Clusterkopfschmerzen ohne kardiovaskuläres oder hepatisches Risiko therapieren zu können.
Arzneimitteltherapie 2017;35:272–81.

FlaggeEnglish abstract

Significance of the neuropeptide CGRP in primary headache

Etiology and pathophysiology of primary headache disorders such as migraine and cluster headache is only partly understood. Calcitonin gene -related peptide (CGRP) seems to be involved as biological mediator in both headache entities. CGRP is a vasoactive neuropetide that is secreted by primary afferent nerve fibres. In most organs it has protective effects, but it might also cause headache attacks in migraineurs. The underlying mechanisms are largely unknown. Particularly, it is currently intensively discussed if CGRP has predominantly peripherial effects or central effects. Despite this uncertainty, actual and future pharmacotherapy of migraine and cluster headache targets at the release inhibition of CGRP through selective 5-HT1B/D-agonists (so-called triptans) or the blockade of CGRP receptors by antagonists (so-called gepants). The newest approach is the application of humanized monoclonal antibodies. These antibodies, which are right now in clinical development, inactivate CGRP molecules themselves or their receptors. Much hope is set on antibodies especially regarding therapy of high-frequent and chronic migraine and cluster headache, as they might offer a therapeutic approach without severe cardiovascular or hepatic side effects.

Key words: Migraine, cluster headache, triptans, CGRP, acute therapy, prophylactic therapy

Neue Arzneimittel in der DiskussionSimone Reisdorf, Erfurt

Daclizumab HYP

Humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper zur Therapie der schubförmigen multiplen Sklerose

Im Juli 2016 wurde Daclizumab High Yield Process (HYP) in Europa unter dem Handelsnamen Zinbryta® zur Therapie erwachsener Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose (MS) zugelassen. In den doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studien SELECT und DECIDE konnte die MS-Schubrate unter Daclizumab HYP im Vergleich zu Placebo beziehungsweise zu Interferon-beta 1a signifikant reduziert werden. Es werden allerdings vermehrt Hautreaktionen sowie Leberschädigungen und Infektionen beobachtet, daher ist ein sorgfältiges Monitoring der Patienten notwendig. Zwei Extensionsstudien – SELECTION und SELECTED – zeigten ein konsistentes Wirkungs- und Verträglichkeitsprofil über bis zu fünf Jahre.
Arzneimitteltherapie 2017;35:282–6.

FlaggeEnglish abstract

Daclizumab HYP – humanized monoclonal IgG1 antibody for therapy of relapsed multiple sclerosis

In July 2016, Daclizumab high yield process (HYP) was approved in Europe (Zinbryta®) for the treatment of adult patients with relapsed multiple sclerosis (MS). In the double blind, randomized, controlled studies SELECT and DECIDE, the MS rate was significantly reduced with Daclizumab HYP compared to placebo and interferon-beta 1a. However, increased skin reactions as well as liver damage and infections were observed. Thus, careful monitoring of patients is necessary. Two extension studies – SELECTION and SELECTED – showed a consistent impact and tolerance profile for up to five years.

Key words: Daclizumab HYP, multiple sclerosis

Neue Arzneimittel in der DiskussionVolker Limmroth, Köln

Daclizumab in der Therapie der multiplen Sklerose

Aus Expertensicht

Klinische StudieDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen; Mit einem Interview mit Prof. Dr. Kristian Reich, Hamburg

Plaque-Psoriasis

Subkutanes Methotrexat verspricht Behandlungserfolge

Subkutan verabreichtes Methotrexat zeigte bei Patienten mit Psoriasis vom Plaque-Typ während einer einjährigen Behandlungsperiode ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil. Subkutane Injektionen könnten künftig eine Alternative zur oralen Gabe des Wirkstoffs mit einer besseren Langzeitwirkung und tolerierbaren Nebenwirkungen darstellen.

Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Trigeminusneuralgie

BIIB074 – ein selektiver Natriumkanalblocker zur Behandlung der Trigeminusneuralgie

Mit einem Kommentar des Autors
Eine kleine Placebo-kontrollierten Studie zeigte erste Hinweise, dass der selektive Natriumkanalblocker BIIB074 bei Patienten mit Trigeminusneuralgie wirksamer ist als Placebo.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Sabine Fischer, Stuttgart

Erhöhtes LDL-Cholesterol

Evolocumab senkt die Rate kardiovaskulärer Ereignisse

Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Hamburg
Wird Evolocumab bei bestehender Statin-Therapie zusätzlich eingesetzt, sinkt der LDL-Cholesterol-Spiegel um etwa 60%. In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass diese Senkung die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse signifikant reduziert.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Schlaganfall-Prävention

Antithrombotische Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern immer noch unbefriedigend

Mit einem Kommentar des Autors
In einem großen Schlaganfallregister in den USA war nur ein geringer Prozentsatz von Patienten mit vorbekanntem Vorhofflimmern zum Zeitpunkt des ischämischen Insults ausreichend antikoaguliert. Patienten mit therapeutischer Antikoagulation haben eine geringere Ausprägung der Schlaganfallsschwere und eine reduzierte Sterblichkeit im Krankenhaus.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Morbus Alzheimer

Intravenöse Immunglobuline sind nicht wirksam

Mit einem Kommentar des Autors
Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie in den USA zeigte keine Wirkung von hochdosierten Immunglobulinen auf die Progression des Morbus Alzheimer.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseBritta Novak, Nordhorn

Rheumatologie

Sirukumab wirksam bei therapierefraktärer rheumatoider Arthritis

Die Therapieoptionen bei einer rheumatoiden Arthritis wurden in den letzten Jahren erweitert. Den größten Beitrag hierzu lieferten Antikörper wie TNF-Blocker. In der SIRROUND-T-Studie befasste man sich mit den Patienten, die bislang trotz verbesserter Möglichkeiten nicht auf eine Therapie ansprachen. Für diese schwer behandelbare Patientengruppe untersuchten die Studienautoren einen neuen Therapieansatz mit Sirukumab, einem monoklonalen Antikörper, der selektiv an das Zytokin Interleukin 6 bindet.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Stefan Fischer, Stuttgart

Klug entscheiden

In der Rheumatologie

Die Klug-entscheiden-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) wurden im März auf der Jahrestagung 2017 der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) präsentiert und diskutiert.

PressekonferenzAbdol A. Ameri, Weidenstetten

Prophylaxe venöser Thromboembolien

Auch bei bettlägerigen Patienten mit internistischen Erkrankungen erforderlich

Auch hospitalisierte Patienten mit akuten internistischen Erkrankungen können ein hohes Risiko für thromboembolische Ereignisse haben. Nach der aktuellen S3-Leitlinie soll eine medikamentöse Thromboseprophylaxe risikoadaptiert erfolgen, wobei sowohl expositionelle als auch dispositionelle Risikofaktoren zu berücksichtigen sind. Niedermolekulares Heparin (NMH) oder Fondaparinux werden gegenüber unfraktioniertem Heparin (UFH) bevorzugt. Für das nur einmal täglich in fixer Dosis subkutan zu applizierende NMH Certoparin belegen Studiendaten eine mit UFH vergleichbare Wirksamkeit bei einer deutlich geringeren Rate von Blutungskomplikationen. Auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz ereigneten sich unter dem NMH im Vergleich zu UFH weniger Blutungen.