EditorialProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern – eine neue Ära beginnt

ÜbersichtStephan Roßhart und Hans Christian Spangenberg, Freiburg

Arzneimitteltoxische Hepatopathie

Das Phänomen der arzneimitteltoxischen Hepatopathie spielt heutzutage insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Zahlen an multimorbiden und entsprechend mit mehreren Medikamenten gleichzeitig behandelten Patienten eine wichtige Rolle. Im folgenden Beitrag werden die Charakteristika der verschiedenen Reaktionstypen, die Risikofaktoren, die klinischen Merkmale sowie die bei der Diagnostik zu beachtenden Aspekte erläutert. Zudem werden die wichtigsten hepatotoxischen Substanzen, prognostisch relevanten Faktoren und die neuesten therapeutischen Ansätze zusammengefasst.
Arzneimitteltherapie 2011;29:3–10.

FlaggeEnglish abstract

Drug-induced liver injury

Drug induced liver injury (DILI) has become a serious health issue. Generally, drug induced liver injuries can be classified as being intrinsic (predictable) or idiosyncratic (non-predictable), the latter type being by far the most common. The incidence rate of DILI is estimated at about 13.9 per 100.000 inhabitants.

While further research is still needed to obtain a better understanding of the pathogenesis of the idiosyncratic DILI, a number of genetic and non-genetic risk factors have already been identified. However, since genetic risk factors do not allow a prediction of the patients‘ risk for DILI so far, the identification of non-genetic risk factors is essential in clinical practice.

The clinical manifestation, histology and laboratory results of DILI can mimic almost any form of acute and chronic liver disease. Therefore, other liver diseases have to be excluded prior the diagnosis of DILI, however the key to a successful diagnosis is a thorough anamnesis. Though DILI is diagnosed per exclusionem, the experienced clinician should generally be able to choose the appropriate primary diagnostic method. Currently, methodologies to assess the causality between medication and drug induced liver injury are being optimized. RUCAM is presently the most widely-used method and can be regarded as state-of-the-art.

Antibiotics, analgesic and NSAIDs are among those drugs that are most frequently related to drug induced liver injuries. In view of the fact that many patients turn to complementary and alternative medicine, herbal drugs, dietary supplements – such as weight loss and muscle building supplements – and other over-the-counter agents, the effects of these substances should also be considered as triggers and or causes of DILI.

The prognosis of DILI is in general good, since in most cases a full recovery is achieved. However severe cases leading to liver transplantation or death can occur. Chronic liver disease as a consequence of DILI has been reported to occur in approximately 3–6% of patients with DILI. Total bilirubin and AST levels are the most reliable predictors for a severe course of the disease leading to a high mortality and transplantation rate.

Identifying and discontinuing the causative agent is considered to be the most effective therapeutic measure. Glucocorticoids may be effective when systemic immunoreactions are detectable, however no studies have evaluated their effect on disease progression so far. In summary, the diagnosis und treatment of DILI remains a challenging problem for clinicians, researchers and the pharmaceutical industry.

Key words: DILI, drug-induced liver injury, hepatotoxicity, CIOMS/RUCAM scale

ÜbersichtJörg Kreuzer, Limburg

Medikamentöse Therapie von Fettstoffwechselstörungen

Der Nutzen einer medikamentösen Therapie von Fettstoffwechselstörungen ist bei erhöhten LDL-Cholesterol-Werten – vor allem für Patienten mit höherem kardiovaskulärem Risiko – durch eine Fülle eindeutiger Studienergebnisse außerordentlich gut dokumentiert. In erster Linie kommen für die Therapie CSE-Hemmer zum Einsatz, bei nicht ausreichender LDL-Senkung oder Statin-Unverträglichkeit können Resorptionshemmer, Nikotinsäure oder Harze angewendet werden. Neben erhöhten LDL-Konzentrationen wirken auch niedrige HDL- und erhöhte Triglycerid-Werte proatherogen. Auch HDL und Triglyceride können medikamentös günstig beeinflusst werden. Bislang basiert die Evidenz für eine Therapie in diesen Fällen jedoch vor allem auf Studien mit verhältnismäßig geringer Teilnehmerzahl oder älteren Studien, die überwiegend in der „Vor-Statin-Ära“ durchgeführt wurden. Bei entsprechender Lipidkonstellation kommt jedoch auch hier eine medikamentöse Strategie zum Einsatz, um das kardiovaskuläre Risiko weiter zu minimieren.
Arzneimitteltherapie 2011;29:13–22.

FlaggeEnglish abstract

Lipid lowering: current therapies

Lowering of elevated LDL-cholesterol has been established to be the most effective treatment for patients with dyslipidemia and high cardiovascular risk. A large number of randomized controlled trials (RCT) have convincingly demonstrated the benefits of pharmaceutical cholesterol lowering for primary and secondary prevention of coronary heart disease. Particulary statins are highly effective to achieve risk reduction, however, other compounds such as absorption inhibitors, nicotinic acid and resins may also be used.
Epidemiologic studies have shown that besides elevated LDL-cholesterol low HDL-cholesterol and elevated triglycerides (TG) are also associated with premature cardiovascular disease. Treatment of these dyslipidemias mainly consists of nicotinic acid, fibrates and omega 3 fatty acids. The number of RCT investigating the effects of pharmacological HDL elevation and/or triglyceride lowering is limited. However, even when LDL-cholesterol values are within the target range, a substantial residual risk persists. Therefore treatment of pathologic HDL- and/or TG-levels increasingly has been employed to decrease this risk.

Key words: dyslipidemia, coronary heart disease, LDL, HDL, triglycerides, drugs, therapy

Klinische StudieDr. Barbara Kreutzkamp, Hamburg

Resektables Pankreaskarzinom

Vergleichbares Gesamtüberleben unter Fluorouracil/Folinsäure und Gemcitabin

Bei adjuvanter Gabe von Gemcitabin bei Patienten mit resektablen Pankreaskarzinomen unterschied sich das Gesamtüberleben nicht im Vergleich zu Patienten, die eine Kombination von Fluorouracil und Folinsäure erhielten. Das mediane Gesamtüberleben lag unter beiden Regimes bei rund 23 Monaten, das mediane progressionsfreie Überleben bei etwa 14 Monaten. Das ist das Ergebnis der ESPAC-3-Studie, der mit 1088 Patienten größten bisher durchgeführten Studie zur adjuvanten Therapie des Pankreaskarzinoms.

Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Morbus Cushing

Positive Effekte mit Pasireotid

Für den selten vorkommenden Morbus Cushing gibt es bislang keine zugelassene medikamentöse Therapie. Mit Pasireotid befindet sich ein Somatostatin-Analogon in klinischer Prüfung, für das in einer Phase-III-Studie Wirksamkeit und Verträglichkeit nachgewiesen werden konnten, wie auf einem Pressegespräch von Novartis Oncology im November 2010 in Frankfurt berichtet wurde.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseBettina Christine Martini, Legau

Bisphosphonate

Kein erhöhtes Risiko für Ösophaguskarzinom?

In einer großen Kohorten-Studie auf der Basis eines britischen Patientenregisters fand sich kein Hinweis auf eine erhöhte Inzidenz von Ösophagus- oder Magenkarzinomen bei oraler Einnahme von Bisphosphonaten.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Lumbaler Bandscheibenvorfall

Sind Benzodiazepine bei der Behandlung der Ischialgie wirksam?

Mit einem Kommentar des Autors
Die zusätzliche Gabe von Benzodiazepinen zu Physio- und Schmerztherapie zur Behandlung radikulärer Schmerzen bei Patienten mit lumbalen Bandscheibenvorfällen erbrachte keinen Nutzen.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseBettina Christine Martini, Legau

Fersenblutentnahme bei Neugeborenen

Saccharose-Lösung lindert keine Schmerzen

Die orale Gabe einer kleinen Menge einer Zuckerlösung vor einem klinisch notwendigen Piks mit einer Lanzette kann zwar Verhaltensweisen und Mimik bei Neugeborenen so verändern, als würden weniger oder keine Schmerzen bestehen, entsprechende Gehirnaktivitäten werden aber nicht reduziert. So das Ergebnis einer randomisierten Studie mit 59 Neugeborenen einer Londoner Universitätsklinik.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseRosemarie Ziegler, Albershausen

Postoperative Wundinfektionen

Gentamicinschwamm kann Infektionen nicht verhindern

In zwei amerikanischen, multizentrischen Phase-III-Studien mit an Herz oder Darm operierten Patienten erwiesen sich implantierte Kollagenschwämme mit Gentamicin zur Prophylaxe postoperativer Wundinfektionen als unwirksam.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenAndrea Warpakowski, Itzstedt

Periphere Neuropathie

8%iges Capsaicin-Pflaster lindert Schmerzen bis zu drei Monate lang

Nach einer stufenweisen Markteinführung steht seit Anfang Oktober 2010 ein kutanes Pflaster mit 8% Capsaicin (QutenzaTM) zur Behandlung peripherer neuropathischer Schmerzen bei nichtdiabetischen Erwachsenen bundesweit zur Verfügung. Nach einmaliger maximal einstündiger Applikation auf die schmerzhaften Hautareale lindert das kutane Pflaster periphere neuropathische Schmerzen bis zu drei Monate lang. Die Anwendung des Folienpflasters und die Ergebnisse der klinischen Studien zur Behandlung von Postzoster-Neuralgie und HIV-assoziierter Neuropathie wurden auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Astellas im Rahmen des deutsches Schmerzkongresses im Oktober 2010 in Mannheim vorgestellt.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Rheumatoide Arthritis

Risiko für Lymphome und Infektionen durch Biologika erhöht?

Eine Behandlung mit Biologika bei Patienten mit rheumatoider Arthritis erhöht das Risiko für das Auftreten eines Lymphoms nicht. Das Risiko für schwere Infektionen erhöht sich vor allem bei den Patienten, die von einem auf ein anderes Biologikum wechseln. Dabei bestehen zwischen den verschiedenen Biologika keine Unterschiede im Risiko mit Ausnahme von Infliximab, bei dem das Infektionsrisiko im Vergleich zu den anderen Substanzen etwas höher ist.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Bevacizumab beim Ovarialkarzinom

Progressionsfreies Überleben verlängert, optimale Dosierung und Therapiedauer offen

Mit der europäischen AGO-OVAR11/ICON7-Studie liegt nun die zweite Phase-III-Studie vor, in der durch eine Behandlung mit Bevacizumab (Avastin®) das progressionsfreie Überleben verlängert werden konnte, wie auf einer Pressekonferenz der Roche Pharma AG im Dezember 2010 in Frankfurt/M. berichtet wurde.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

Wichtige Mitteilungen von EMA und CHMP